Luftangriffe als Vergeltung für die blutigen Angriffe in Eilat auf dem Sinai. Eine Rakete traf eine Synagoge. Barenboim gibt Benefiz-Konzert.

Jerusalem/Ramallah/Berlin. Nach den schwersten Terrorangriffen in Israel seit drei Jahren lassen Israelis und Palästinenser wieder die Waffen sprechen. Nachdem Terroristen am Vortag acht Israelis im Süden des Landes getötet und 31 verletzt hatten, griff die israelische Luftwaffe nach Angaben einer Armeesprecherin im Laufe der Nacht zum Freitag insgesamt sieben Ziele im Gazastreifen an. Dabei starben nach palästinensischen Angaben insgesamt sieben Menschen, darunter ein Baby und ein 13-jähriger Junge. Weitere 18 Menschen seien verletzt worden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte, jeder, der Israel angreife, müsse dafür einen hohen Preis bezahlen.

Unterdessen feuerten Extremisten aus dem Gazastreifen mindestens zehn Raketen Richtung Israel ab. Eines der selbst gebauten Geschosse sei am Morgen in eine Synagoge in der Hafenstadt Aschdod eingeschlagen, teilte die Armee mit. Drei Menschen seien verletzt worden. Das Nachrichtenportal „Ynet“ berichtete, eines der Opfer sei schwer verletzt. Die anderen Raketen schlugen nach diesen Angaben auf freiem Feld ein. Schon in den vergangenen Wochen waren fast täglich ein oder zwei solcher Raketen in Israel eingeschlagen. Nach den Anschlägen im Süden Israels hat es nach Angaben aus ägyptischen Sicherheitskreisen auch Tote in Ägypten gegeben. In der Nacht zum Freitag wurden nach diesen Angaben in der Nähe des ägyptisch-israelischen Grenzpostens Taba drei ägyptische Grenzwächter getötet.

Sie sollen von israelischen Soldaten erschossen worden sein, die versucht hatten, um sich schießende militante Palästinenser an der Flucht nach Ägypten zu hindern. Die israelische Armee bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Der Jüdische Weltkongress rief die internationale Gemeinschaft angesichts der Anschläge dazu auf, den geplanten Antrag der Palästinenser auf Aufnahme in die Vereinten Nationen nicht zu unterstützen. „Statt den Friedensprozess durch Unterstützung des einseitigen Schritts der palästinensischen Autonomiebehörde zum Entgleisen zu bringen (...) sollten die Vereinten Nationen einen Plan zur Beendigung von Gewalt, Fanatismus und Terrorismus in der Region ausarbeiten“, forderte der Generalsekretär des Weltkongresse, Dan Diker.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas will jedoch nicht länger warten und im September seinen Antrag in New York stellen. Daran hätten auch die Anschläge im Süden Israels nichts geändert, hieß es in palästinensischen Kreisen in Ramallah. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat die Anschlagsserie im Süden Israels verurteilt. Sie sei sehr besorgt über die Terrorakte, erklärte sie. Ashton sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und wünschte den Verletzten baldige Genesung.

Benefizkonzert von Barenboim in der Berliner Waldbühne

Stardirigent Daniel Barenboim gibt an diesem Sonntag mit seinem israelisch-palästinensischen Versöhnungsorchester ein Benefizkonzert in der Berliner Waldbühne. Auch Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina wollen kommen. Der Auftritt ist Höhepunkt einer Tournee, bei der Barenboim und sein West-Eastern Divan Orchestra am vergangenen Montag auch an der Grenze Südkoreas zum kommunistischen Norden ein Freiluftkonzert gaben.

Für das Konzert in Berlin hat er die berühmten Solisten Waltraud Meier, Anja Harteros, Peter Seiffert und René Pape gewonnen. Sie treten wie die Orchestermusiker und der Staatsopernchor ohne Gage auf. Mit dem Erlös sollen Stipendien für junge Musiker aus Israel und Palästina finanziert werden. Auf dem Programm stehen Beethovens 8. und 9. Sinfonie.

Der israelisch-argentinische Künstler, Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, setzt sich seit 1992 mit dem West-Eastern Divan Orchestra für Frieden im Nahen Osten ein. Eine Initiative südamerikanischer Künstler und Intellektueller will den 68-Jährigen dieses Jahr offiziell für den Friedensnobelpreis vorschlagen.

(dpa/dapd)