Heute erscheint der “Schlächter vom Balkan“ erstmals vor dem Gericht in Den Haag. Serbien drängt nach der Auslieferung auf EU-Beitritt.

Belgrad. Der serbische Ex-General Ratko Mladic, der im Uno-Tribunal in Den Haag auf seinen Prozess wegen schwerster Kriegsverbrechen wartet, ist verhandlungsfähig. „Im Augenblick gibt es keine Hinweise, dass der Gesundheitszustand Mladic hindern wird, am Gerichtsverfahren teilzunehmen“, sagte der Sekretär des Tribunals, John Hocking, der Belgrader Zeitung „Blic“. Demgegenüber hatte der Anwalt von Mladic in den letzten Tagen ärztliche Diagnosen vorgelegt, nach denen der 69-Jährige an Lymphdrüsenkrebs leide und möglicherweise seinen Prozess nicht durchstehen werde.

Der serbische Ex-General, dem die schwersten Kriegsverbrechen seit 1945 in Europa zur Last gelegt werden, erscheint heute erstmals vor seinen Richtern am Uno-Tribunal. Nach serbischen Medienberichten wird er sich weder schuldig noch unschuldig bekennen, sondern mehr Zeit zur Vorbereitung seiner Verteidigung verlangen. Der eigentliche Prozess wird frühestens in einem Monat beginnen. Der 69-Jährige war nach fast 16-jähriger Flucht in Serbien gefasst und am Dienstag an das Tribunal ausgeliefert worden. Die Anklage hat sich auf wenige Punkte konzentriert, um das Verfahren zielstrebig zu einem Urteil zu führen. Der Militärführer der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) ist wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Verletzung der Gesetze und Regeln der Kriegsführung angeklagt.

Nach der Auslieferung Mladics drängt Serbien auf den Status als EU-Beitrittskandidat. Der Balkanstaat müsse zudem ein Datum für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten, sagte Präsident Boris Tadic der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung". „Serbien hat die gleiche Behandlung wie unser Nachbarland Kroatien verdient, dem gleichzeitig der Kandidatenstatus und das Datum für den Beginn von Beitrittsverhandlungen verliehen wurde.“ Es gebe keinen Grund, Serbien anders zu behandeln. Die Ergreifung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers gilt als Voraussetzung für einen Beitritt Serbiens zur Europäischen Union. Das Land muss zuvor aber noch demokratische, rechtliche und wirtschaftliche Reformen abschließen. Tadic räumte ein, er glaube, dass Mladic bis Anfang 2008 von staatlichen Stellen bei seiner Flucht unterstützt worden sei. Mladic war – obwohl offiziell gesucht – Medienberichten zufolge immer wieder in der Öffentlichkeit zu sehen, etwa beim Besuch von Fußballspielen. (dpa/rtr)