Jemens Präsident Saleh tritt nicht zurück und lässt erneut auf Bevölkerung schießen. Vermittlungsvorschlag wird nicht unterzeichnet.

Sanaa. Statt wie versprochen zurückzutreten, lässt der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh wieder auf die Bevölkerung schießen: Am Sonnabend erklärte der Staatschef über einen engen Berater, er wolle den vom Golfkooperationsrat (GCC) ausgearbeiteten Vermittlungsvorschlag nun doch nicht unterzeichnen. An einem Treffen mit dem eilends angereisten GCC-Generalsekretär Abdul Latif al Sajjani nahm er nicht teil. Während hochrangige Partei- und Kabinettsmitglieder mit diesem in der Hauptstadt Sanaa verhandelten, gingen Salehs Sicherheitskräfte in der Hafenstadt Aden mit scharfer Munition gegen Regierungsgegner vor. Einem Aktivisten zufolge wurden vier Demonstranten erschossen.

Salehs Berater, Abed al Jundi, erklärte, Saleh weigere sich den Vermittlungsvorschlag zu unterzeichnen, der Chef seiner Partei RPC müsse dies tun. Außerdem bestehe Saleh darauf, nach Unterzeichnung für eine Übergangszeit von 30 Tagen im Amt zu bleiben. Saleh hatte zuvor erklärt, das Kompromisspapier zu unterzeichnen, in dem er sich zum Rücktritt verpflichtet und ihm und seiner Familie im Gegenzug Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung zugesagt wird. Die Opposition erklärte, keiner Vereinbarung zuzustimmen, die Saleh nicht vorher unterzeichnet habe.

Salehs Truppen lösten in Aden Augenzeugen zufolge gewaltsam einen Sitzstreik hunderter Demonstranten auf, die Salehs Rücktritt nach 32 Jahren an der Macht forderten. Die Sicherheitskräfte setzten den Berichten zufolge schwere Waffen und Panzer ein, um die Demonstranten von einem Platz zu verjagen, auf dem sie seit zwei Monaten campiert hatten. Später seien Demonstranten aus Verärgerung über das Vorgehen der Sicherheitskräfte durch mehrere Stadtviertel marschiert, sagte der Aktivist Wadschdi al Schaabi. Bei den Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten hätten mehrere Menschen Schussverletzungen erlitten, vier Menschen seien getötet worden.

Ein Gebäude und eine kleine Herberge seien in Flammen aufgegangen, über Aden seien Rauchwolken zu sehen gewesen, sagte al Schaabi weiter. Überall in der südlichen Stadt seien Schüsse und die Sirenen von Rettungswagen zu hören gewesen.