Kein Durchbruch bei diplomatischen Bemühungen. Regierung in Tripolis will an Gaddafi festhalten. Öltanker dockt an Rebellen-Hafen an.

Brega. Bei den diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges in Libyen hat sich auch kein Durchbruch abgezeichnet: Rebellen und Regierung könnten sich nicht über die Zukunft von Machthaber Muammar al-Gaddafis einigen, sagten türkische Regierungsvertreter nach einem Besuch eines libyschen Sondergesandten. „Beide Seiten stehen sich unnachgiebig gegenüber.“ Die Opposition bestehe auf einem Rückzug Gaddafis, die Regierung wolle ihn halten. Die Türkei bemühte sich um eine Vermittlung und erwartete in den kommenden Tagen einen Vertreter der Rebellen. Weder der Westen noch die Rebellen gingen auf die Reform-Versprechen der Regierung in Tripolis ein. Die libysche Führung hatte sich zu Wahlen und einer neuen Verfassung bereiterklärt, dies aber an einen Verbleib des Machthabers geknüpft.

Der libysche Vize-Außenminister Abdelati Obeidi stieß mit seiner Gaddafi-treuen Botschaft auch auf Malta auf Ablehnung. Ministerpräsident Lawrence Gonzi sagte dem Botschafter, Gaddafi und seine Familie müssten die Macht abgeben. Die Vorfälle im Rebellen-Vorposten Misrata nannte Gonzi abscheulich. Augenzeugen hatten von einem Massaker durch Gaddafi-treue Soldaten berichtet. Die drittgrößte Stadt des Landes ist die letzte Hochburg der Aufständischen im Westen und heftig umkämpft.

Ein Regierungssprecher sagte auf die Frage von Journalisten nach Verhandlungen mit dem Westen, es könne jedes politische System und jede Veränderung geben. Das Ausland dürfe jedoch keine Bedingungen stellen, selbst wenn das Land bereit sei, Vorschläge für mehr Demokratie, Transparenz, Pressefreiheit und den Kampf gegen die Korruption zu diskutieren. In der umkämpften Öl-Stadt Brega im Osten wechselte die Kontrolle mehrfach. Die Regierungstruppen feuerten Raketen auf die Aufständischen, die sich daraufhin zum Teil zurückzogen. „Es ist ein vor und zurück“, sagte ein Offizier der Rebellen. Nahe der Stadt lagen die rauchenden Reste zweier Fahrzeuge.

Im von den Rebellen kontrollierten Hafen Marsa el Hariga dockte ein Tanker an, was Hoffnungen auf eine Wiederaufnahme der Ölexporte weckte. Das Schiff kann bis zu eine Million Barrel Öl aufnehmen. Die Aufständischen haben sich nach eigenen Angaben mit Katar auf die Abnahme von Rohöl geeinigt. Auch habe es bereits Gespräche mit den Vereinten Nationen über Ausnahmen von den über Libyen verhängten Sanktionen gegeben. Vor dem Aufstand exportierte das nordafrikanische Land täglich rund 1,3 Millionen Barrel. Seit dem Stopp der Ausfuhren ist der Preis für die Nordsee-Sorte Brent von 100 auf 120 Dollar je Barrel gestiegen. (reuters)