Sie forderte mit Walter Mondale den Präsidenten Ronald Reagan heraus. Geraldine Ferraro ist mit 75 Jahren in Boston gestorben.

Washington. Amerika trauert um Geraldine Ferraro: Die Demokratin, die als erste Vizepräsidentschaftskandidatin einer größeren Partei in den USA Geschichte schrieb, ist in Boston (Massachusetts) im Alter von 75 Jahren gestorben. US-Zeitungen würdigten die energiegeladene Ferraro als Politpionierin, die andere Frauen inspiriert und ermutigt habe, politische Spitzenämter anzustreben. Dass sie und Spitzenbewerber Walter Mondale 1984 am Ende haushoch gegen das Republikaner-Gespann Ronald Reagan und George W. Bush senior verloren, ändert nach übereinstimmendem Urteil nichts an ihren Verdiensten. Auch US-Präsident Barack Obama bezeichnete die einstige Kongressabgeordnete als „Pfadfinderin, die Barrieren für andere Frauen heruntergerissen hat“. Seine eigenen Töchter Sasha und Malia wüchsen dank Ferraro in einer Welt mit mehr Chancengleichheit auf.

Die Republikanerin Sarah Palin, die 2008 als zweite Frau von einer großen Partei zur Vize-Kandidatin gekürt wurde, nannte Ferraro eine erstaunliche Frau. „Die Welt wird sie vermissen.“ Der politische Aufstieg der Tochter eines Nachtclubbesitzers und ehemaligen Staatsanwältin war steil – und ebenso jäh war später auch der politische Absturz. In den sechs Jahren im Abgeordnetenhaus gewann Ferraro stetig an Einfluss, sie war Mitglied in wichtigen Ausschüssen und focht erfolgreich für ein Gesetz zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Im Präsidentschaftswahlkampf brachte sie bei ihren Auftritten oft mehr Menschen auf die Beine als Mondale selbst.

Aber dann geriet sie in einen Strudel negativer Schlagzeilen, es tauchten Fragen um ihre Wahlkampffinanzierung, um Steuerzahlungen und die Geschäfte ihres Mannes auf. Das und – allem voran – Reagans enorme Popularität, bescherten dem Duo Mondale und Ferraro am Ende eine vernichtende Niederlage. Dennoch habe sie mit ihrem politischen Wirken dauerhafte Spuren hinterlassen, schrieb die „Washington Post“. So habe es zur Zeit ihrer Kandidatur um den Posten der Vizepräsidentin gerade einmal 24 weibliche Kongressmitglieder gegeben. Heute seien es 88. (dpa)