Doch die Streitkräfte sollen nicht an die Macht gelangen. Ali Abdullah Saleh tritt zum Jahresende zurück. Jemens Opposition jubelt.

Sanaa. Der jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh hat seinen Rücktritt bis zum Jahresende angekündigt. Sein Sprecher erklärte am Dienstag, der Präsident werde die Macht aber nicht an die Streitkräfte abgeben. Der Präsident habe ranghohe Politiker, Militärkommandeure und Stammesführer bereits am Montagabend über diese Entscheidung informiert, sagte der Sprecher Ahmed al-Sufi der Nachrichtenagentur AP. Saleh kommt damit einer entscheidenden Forderung der Oppositionsbewegung nach, die er noch vor wenigen Tagen entschieden abgelehnt hatte. Es war allerdings nicht klar, ob die Opposition dieses jüngste Angebot annehmen würde. Am Freitag hatten Sicherheitskräfte mehr als 40 Demonstranten erschossen.

Generäle, Botschafter und Stammesführer wenden sich von Saleh ab. Der für den Nordwesten des arabischen Landes verantwortliche General Ali Mohsen erklärte bereits am Montag seine Solidarität mit der Demokratie-Bewegung, die sich für den sofortigen Rücktritt des seit 32 Jahren regierenden Staatschefs einsetzt. Als erster westlicher Diplomat forderte Frankreichs Außenminister Alain Juppe den Präsidenten zum Rücktritt auf. Der mächtige General Mohsen beklagte im Sender al-Dschasira die Unterdrückung friedlicher Demonstranten und warnte vor einem Bürgerkrieg. Die Regierung handle illegal und gegen die Verfassung. Die Rechtsstaatlichkeit sei nicht gewährleistet, sagte Mohsen, ein Verwandter des Präsidenten aus dem einflussreichen Al-Ahmar-Stamm, dessen Mitglieder viele Schlüsselpositionen im Land innehaben.

Im Zentrum der Protestbewegung, der Universität in Sanaa, wurde die Unterstützung des Generals mit Jubel aufgenommen. „Das ist der Sieg der Revolution des Volkes“, sagte ein Oppositionssprecher. Die Demonstranten zeigten sich sicher, dass die Armee sie beschützen werde. Al-Dschasira zufolge haben sich zwei weitere Generäle von Saleh losgesagt. Die Botschafter in Syrien, Saudi-Arabien, dem Libanon, Ägypten, China und bei der Arabischen Liga gaben ihr Amt auf oder verkündeten ihre Unterstützung für die Demokratiebewegung. Der Diplomat im Syrien begründete seinen Abtritt mit dem „Massaker auf dem Taghjir-Platz“.