Der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel will mit psychisch Kranken und Demenzpatienten arbeiten. Die AWO lobt den Praxistag der SPD.

Berlin. Rund 200 SPD-Politiker werden in der kommenden Woche bundesweit in Krankenhäusern und Pflegeheimen mitarbeiten. Jeweils einen Tag wollen die Abgeordneten aus Bund und Ländern den Alltag von Beschäftigten, Kranken, Pflegebedürftigen und Angehörigen erkunden, berichtete der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Diese „Praxistage“ sollten die Sensibilität bei den gesundheitspolitischen Entscheidungen der kommenden Jahre erhöhen. Die Besuche der rund 100 Bundestags- und rund 100 Landtagsabgeordneten vom 28. Februar bis zum 2. März machten eine der größten Aktionen dieser Art bislang bei der SPD aus. Gabriel, dessen Mutter früher selbst Krankenschwester war und nun in einem Pflegeheim untergebracht ist, will am 2. März zunächst in einer Tagesstätte für psychisch Kranke in Wolfenbüttel und anschließend in einer Einrichtung für Demenzkranke in Salzgitter Dienst schieben.

Im Mai wird nach den Worten Gabriels Klarheit darüber herrschen, wie die SPD eine Bürgerversicherung für die Krankenkassen finanzieren will. Dann werde ein Konzept vorgelegt. Bislang ist nur bekannt, dass die SPD Steuerzahler stärker zur Kasse bitten will, während die Grünen Beiträge auch auf Mieten und Kapitaleinkünfte erheben wollen. Ebenso wie bei den Krankenkassen sollten auch in der Pflegeversicherung heute Privatversicherte stärker einbezogen werden. Trotzdem sei eine Beitragserhöhung notwendig, sagte Gabriel.

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) begrüßte die Aktion als beispielhaft. Dadurch werde den Abgeordneten vor Augen geführt, „was tagtäglich im Verborgenen läuft und in der Politik nicht immer im Fokus steht“, sagte der AWO-Vorsitzende Wilhelm Schmidt. So kümmerten sich bundesweit rund 900.000 Angehörige und professionelle Helfer unter häufig starken persönlichen Belastungen um 2,5 Millionen Pflegebedürftige. Als besonders problematisch bezeichnete Schmidt neben dem fehlenden Ansehen für das Engagement von Pflegekräften die meist niedrigen Löhne und mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf.