In Ägypten verlief das koptische Weihnachtsfest ohne Zwischenfälle. Auch in Deutschland standen Feierlichkeiten unter Polizeischutz.

Berlin. Das koptische Weihnachtsfest ist ohne Zwischenfälle geblieben. Nach den Anschlägen von Alexandria gab es vor allem in Ägypten hohe Sicherheitsvorkehrungen. Das Weihnachtsfest war mit viel Trauer verbunden. „Als meine muslimischen Kollegen mir fröhliche Weihnachten sagten, habe ich sie gebeten, stattdessen lieber herzliches Beileid zu wünschen“, sagt Sally Murgos. Das passe besser zu ihrer derzeitigen Stimmung. Sie gehört zu den ersten Kirchgängern, die es am Heiligen Abend geschafft haben, in die Kirche zu gelangen: Die ägyptische Polizei sperrte nach dem Anschlag von Alexandria, bei dem in der Silvesternacht 23 Menschen starben, ganze Straßenzüge rund um die Kirchen im Land ab.

Nur geladene Gäste durften gestern die Messe in der Kathedrale besuchen. Hier leitete der koptische Papst Shenouda III. das Gebet - zahlreiche Politiker, Christen und Muslime fanden sich unter den Besuchern. Die Kirche der Zwei Heiligen in Alexandria, wo in der Silvesternacht die Bombe explodierte, war am Donnerstagabend voller als sonst. In Oberägypten, wo der Konflikt zwischen Christen und Muslimen besonders viele Opfer forderte, sollen sie hingegen recht leer geblieben sein, wurde berichtet. Im oberägyptischen Minia gab es gestern Bombenalarm. Ein primitiver Sprengkörper wurde gefunden.

Die Anschläge waren auch Thema der Weihnachtspredigten: „Die Toten von Alexandria sind an einem besseren Ort als wir. Sie sind an der Seite Gottes an diesem Heiligen Abend“, so Abuna Klementis in der St.-Mary-Kirche in Kairo. Hier mischten sich auch einige Muslime unter die Betenden: „Wir sind gekommen, weil wir ein Zeichen setzen und die Christen nicht alleine lassen wollen in dieser schlimmen Zeit“, so eine Studentin im buntgefleckten Kopftuch. Solche Zeichen sind dringend nötig, denn der Graben zwischen Muslimen und der christlichen Minderheit – die Kopten machen rund zehn Prozent aus – ist durch den Anschlag noch ein Stück tiefer geworden.

Polizei sichert auch Feierlichkeiten in Deutschland

Auch die in Deutschland lebenden Kopten feierten ihr Weihnahctsfest unter Polizeischutz. Demonstrativ stellten sich Vertreter anderer Religionsgemeinschaften und Politiker an die Seite der Kopten und nahmen an den Feiern zum orthodoxen Weihnachtsfest teil. Polizisten sicherten auch in Frankfurt den Gottesdienst in der größten koptischen Gemeinde in Deutschland. Mehr als 100 Menschen nahmen daran in der St.-Markus-Gemeinde teil, Zwischenfälle gab es keine. Störungsfrei verlief auch ein Gottesdienst in München.

In Berlin kamen auch Politiker zu den Feiern, darunter der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. „Das hat uns Mut gemacht, das war ein gutes Zeichen“, sagte ein Gemeindemitglied. Auf das sonst übliche Festessen im Anschluss an den Gottesdienst sei in diesem Jahr aber mit Rücksicht auf die Anschlagsopfer von Alexandria verzichtet worden.

In der ägyptischen Hafenstadt waren in der Neujahrsnacht bei einem Selbstmordanschlag vor einer koptischen Kirche 23 Menschen getötet worden. Am Donnerstag sicherten in ganz Ägypten Polizisten die Kirchen und kontrollierten Ausweise. Größere Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Jedoch sorgte ein verdächtiges Paket in einer Kirche im oberägyptischen Minia für Aufregung. Wie die Behörden später mitteilten, habe es sich um eine Blechdose mit Nägeln, Muttern und einem Silvesterkracher gehandelt. Unklar war, ob sich jemand einen bösen Scherz erlaubt hatte. Denn auch die Bombe von Alexandria war mit Nägeln und Muttern gefüllt gewesen.

In Ägypten legten viele Kopten zum Gedenken an die Terroropfer schwarze Trauerkleidung an. Am zentralen Gottesdienst in der Markus-Kathedrale in Kairo, den Papst Schenuda III. leitete, nahmen mehrere Regierungsbeamte teil. Vor der Kirche postierten sich Dutzende von Muslimen, um ihre Solidarität mit den Kopten zu bekunden.

Auch im australischen Sydney, wo den Kopten ebenfalls mit Anschlägen gedroht worden war, durchsuchte die Polizei vor den Gottesdiensten die Gemeinderäume nach Bomben. Auch dort verliefen die Feierlichkeiten ohne Zwischenfälle. Papst Benedikt XVI. sprach den Ostkirchen, zu denen auch die ägyptischen Kopten zählen, in seiner Dreikönigsmesse Mut zu. „Die in Jesus erschienene Güte Gottes möge den auf die Probe gestellten Gemeinden beistehen“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt in Rom.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte den Schutz christlicher Minderheiten in aller Welt an. „Glaubens- und Religionsfreiheit sind ein essenzieller Wert, ein Kernwert der deutschen Außenpolitik“, sagte Merkel der „Passauer Neuen Presse“. Bundespräsident Christian Wulff erinnerte in Berlin daran, dass viele Christen in der Welt verfolgt seien. „Heute denke ich vor allem an die koptischen Brüder und Schwestern.“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, nahm in Düsseldorf an einem Weihnachtsgottesdienst der Kopten teil. „Wir wollen als Muslime in Deutschland ein deutliches Zeichen setzen, dass keine Verbrecher auf der Welt mit ihren schändlichen und gotteslästerlichen Taten einen Keil zwischen Christen und Muslime treiben können“, sagte er.