Es gibt vier Prozent mehr Erstsemester. Und die Lage droht wegen der ausgesetzten Wehrpflicht noch dramatischer zu werden.

Wiesbaden/Hamburg. Doppeljahrgänge beim Abitur, und demnächst fällt auch noch die Wehrpflicht weg: Deutschlands Hochschulen platzen aus allen Nähten. Noch nie hat es so viele Studienanfänger und Studenten gegeben wie in diesem Jahr. Die Zahl der Erstsemester an den Universitäten und anderen Hochschulen stieg im Sommer- und Wintersemester um insgesamt mehr als vier Prozent auf rund 442.600. In Hamburg gab es ein Plus von nur zwei Prozent. Die höchsten Zuwächse gab es im Saarland (plus 13 Prozent) und in Bayern (plus 9).

Damit nahm der Anteil der Studienanfänger an der gleichaltrigen Bevölkerung noch einmal um drei Prozentpunkte auf den Spitzenwert von 46 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Etwa 2,2 Millionen Studierende sind im laufenden Wintersemester eingeschrieben, fünf Prozent mehr als vor einem Jahr.

In einem Hilferuf an Bund und Länder fordern die Hochschulen weitere Geldspritzen in Milliardenhöhe. „Die Finanzlage der Hochschulen ist abhängig von der Lage der Länder prekär und schwierig“, sagte die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Margret Wintermantel. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will den Hochschulen helfen, den wegen der Bundeswehrreform erwarteten Studenten-Andrang zu bewältigen . „Wenn die Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 ausgesetzt wird, muss der Hochschulpakt weiterentwickelt werden. Wichtig ist, dass wir Studienbewerber nicht in die Warteschleife schicken“, sagte die CDU-Politikerin der „Süddeutschen Zeitung“. Dazu wolle sie gemeinsam mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) einen Vorschlag machen.

Hochschulen und Kultusminister rechnen mit einem Andrang von 40.000 bis 60.000 zusätzlichen Studienbewerbern im kommenden Jahr, wenn die Wehrpflicht und der Zivildienst entfallen. Im Hochschulpakt haben Bund und Länder einen Ausbau der Hochschulen vereinbart. Dabei haben sie die Wehrreform bisher aber nicht berücksichtigt.

Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) forderte, der Bund solle nach dem Verursacherprinzip die Kosten für zusätzliche Studienplätze übernehmen. Er verwies darauf, dass im Jahr 2011 der Andrang an den Hochschulen auch wegen der verkürzten Gymnasialzeit besonders groß sein werde. In Bayern und Niedersachsen verlassen 2011 zwei Abiturjahrgänge die Schulen.