In London hat das Oberhaupt der katholischen Kirche sein tiefes Bedauern gegenüber den Opfern sexuellen Missbrauchs ausgedrückt.

London. Papst Benedikt XVI. hat in London sein „tiefes Bedauern“ gegenüber den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Kleriker zum Ausdruck gebracht. Er empfinde „Beschämung und Demütigung“ angesichts dieser „unbeschreiblichen Verbrechen“, sagte das 83-jährige Kirchenoberhaupt am Samstag bei einer Pontifikalmesse in Westminster Cathedral. Die Folgen des Skandals sollten als „Strafe zur Heilung der Opfer, zur Läuterung der Kirche und zur Erneuerung ihres uralten Engagements in der Erziehung und Sorge um junge Menschen beitragen“.

Für die Opfer hoffe er, „dass die Kraft der Gnade Christi, sein Versöhnungsopfer, ihrem Leben eine tiefgreifende Heilung und Frieden bringen möge“. Zugleich betonte der Papst, ihr Leiden sei durch „die Sünden einer geringen Anzahl von Priestern“ verursacht. Offen blieb, ob Benedikt XVI. außerhalb des offiziellen Programms persönlich mit Missbrauchsopfern zusammentreffen wird.

Die Messe am Sitz des Londoner Erzbischofs Gerard Nichols war der religiöse Höhepunkt des Papstbesuches in der britischen Hauptstadt. Der Feier wohnten zahlreiche Vertreter anderer Konfessionen bei, unter ihnen der anglikanische Primas, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury.

Die neobyzantinische Kathedrale hat eine große Bedeutung für die Beziehungen der katholischen Gemeinschaft zur anglikanischen Staatskirche. Hier nahm Königin Elizabeth II., ihrerseits Oberhaupt der anglikanischen Church of England, 1995 als erste Monarchin seit der Kirchentrennung im 16. Jahrhundert an einer ökumenischen Feier in einem katholischen Gotteshaus teil.

Benedikt XVI. stellte das Leiden Christi am Kreuz in den Mittelpunkt seiner Predigt. Dabei würdigte er die Christen, „die gerade jetzt um ihres christlichen Glaubens willen Diskriminierung und Verfolgung erleiden“. Weiter erinnerte er an historische Debatten über die Opfertheologie zwischen Reformation und Katholizismus. In England hätten viele „die Messe standhaft und um einen hohen Preis verteidigt“, so der Papst.

Laien besäßen eine „unverzichtbare Rolle“ in der katholischen Kirche, betonte er. Die Gläubigen rief er auf, sich mit aller Kraft für die Verteidigung „unveränderlicher moralischer Wahrheiten“ einzusetzen. Diese stünden an der Basis einer menschlichen und gerechten Gesellschaft. Kirche und Gesellschaft brauchten dringend „Zeugnisse für die Schönheit der Heiligkeit, Zeugnisse für den Glanz der Wahrheit“, so der Papst. Allzu häufig werde das Evangelium als Einschränkung der menschlichen Freiheit angesehen. Stattdessen sei es „die Wahrheit, die unseren Geist befreit“ und sowohl einzelnen als auch der Gesellschaft diene.