Die Soziologin kritisiert: Kein Kritiker von Sarrazins Buch habe inhaltlich auf Vorschläge reagiert. SPD leitet Ausschlussverfahren ein.

Berlin. Die Soziologin Necla Kelek hat dazu aufgefordert, die umstrittenen Einwanderungs-Thesen von Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin inhaltlich zu diskutieren. „Hier hat ein verantwortungsvoller Bürger bittere Wahrheiten drastisch ausgesprochen und sich über Deutschland den Kopf zerbrochen“, schreibt die in Istanbul geborene Muslimin in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Keiner der Kritiker von Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ habe bisher inhaltlich auf die Vorschläge Sarrazins reagiert, geschweige seine Thesen widerlegt.

Kelek stellte das neue Buch Sarrazins am Montagvormittag in Berlin vor. Wegen seiner Thesen zur mangelnden Integrationsbereitschaft von Ausländern war der Autor nach dem Abdruck von Auszügen in die Kritik geraten.

Die Verantwortlichen für den derzeitigen Zustand der Integration wollten Sarrazin mundtot machen, kritisierte Kelek in der FAZ mit Blick auf die Parteien. Der Eindruck dränge sich auf, dass eine längst überfällige Debatte mit „bewährten Begriffen wie Rassismus und Populismus kontaminiert werden soll“. Das Buch sei eine Chance, die Integrationspolitik und damit auch die Zukunft des Landes neu zu denken. Sarrazin fordere die Muslime zu mehr Integrationsanstrengungen auf.

Das SPD-Präsidium hat beschlossen, ein neues Parteiordnungsverfahren gegen Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin mit dem Ziel des SPD-Ausschlusses einzuleiten. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Montag aus Parteikreisen. Darüber muss noch der Parteivorstand entscheiden. Im März war ein vom Berliner Landesverband angestrengtes Ausschlussverfahren gescheitert. In der neuen Debatte über seine Migrationskritik hatte Sarrazin Forderungen abgelehnt, von sich aus sein Parteibuch abzugeben.