Die gefährliche Lage in Afghanistan belastet die deutschen Soldaten immer stärker. Die Zahl der psychisch erkrankten hat sich mehr als verdreifacht

Die Zahl der traumatisierten Bundeswehr-Soldaten nimmt angesichts der zugespitzten Lage in Nordafghanistan weiter zu. Sie hat sich innerhalb von drei Jahren mehr als verdreifacht, wie der Bundeswehr-Psychiater Peter Zimmermann der „Mitteldeutschen Zeitung“ vom Mittwoch sagte.

2007 habe es 145 Fälle gegeben, 2008 seien 245 und 2009 dann 466 Fälle gezählt worden, so Zimmermann. So lange die Bundeswehr an Kampfhandlungen beteiligt sei, werde das Problem bestehen. „Und wenn die Kampfeinsätze schärfer werden, wird das Problem zunehmen.“

Vor allem mit Todesfällen sei ein erhöhter Traumadruck verbunden, sagte Zimmermann, der am Bundeswehr-Krankenhaus in Berlin arbeitet: „Wenn jemand sieht, wie ein Kamerad stirbt, wirkt sich das sicher schwerer aus, als wenn er sieht, dass ein Kamerad ,nur' verletzt wird.“

Der Psychiater forderte eine stärkere Unterstützung für heimkehrende Soldaten. Seit dem Vietnam-Krieg sei bekannt, dass die mangelnde Akzeptanz von Militäreinsätzen im eigenen Land Auswirkungen habe auf die Entwicklung psychischer Erkrankungen, sagte Zimmermann. „Ich höre immer wieder von Soldaten, die sagen: Wir kommen hier nach Hause und keiner interessiert sich für uns.“ Je mehr eine Gesellschaft hinter ihren Soldaten stehe, desto besser werde es ihnen gehen – auch psychisch.