Entwicklungsminister Dirk Niebel nahm am Sonntag an der Trauerfeier für die gefallenen Deutschen teil und machte den Soldaten Mut.

Kundus. Bevor aus dem Feldlager Kundus Patrouillen in den Einsatz starten, sammeln sich die Fahrzeuge auf einem Appellplatz, an dem ein Ehrenhain für gefallene Soldaten liegt. Auch die drei Soldaten, die am Karfreitag im Kampf mit den Taliban erschossen wurden, waren von dort zu ihrer letzten Mission aufgebrochen. Am Ostersonntag nahmen am selben Ort mehrere Hundert Kameraden Abschied von den Fallschirmjägern.

In drei „Fuchs“-Transportpanzern wurden die mit schwarz-rot-goldenen Fahnen bedeckten Särge auf den Platz gebracht.

Die drei im niedersächsischen Seedorf stationierten Männer waren erst 25, 28 und 35 Jahre alt. „Wir alle haben gehofft, dass wir diesen Tag niemals erleben müssen“, sagt der ISAF-Kommandeur für Nord-Afghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger. „Die Hoffnung wurde am 2. April jäh zerstört.“ Mit versteinerter Miene lauschen die Soldaten in der heißen Morgensonne den Worten ihres Kommandeurs. Die Männer tragen ihre Einsatzuniform im bräunlichen Tarnmuster. Eine fast gespenstische Ruhe liegt über dem Feldlager. Die letzte Trauerfeier dieser Art fand in Kundus im vergangenen Sommer statt. Damals verlor die Bundeswehrtruppe in der nordafghanischen Provinz ebenfalls drei Kameraden. Der Schock sitzt auch diesmal wieder tief. „Das ist uns allen sehr nahe gegangen“, sagt der Bundeswehrsprecher in Kundus, Oberstleutnant Paul-Georg Weber. Jeder versuche nun, seinen eigenen Weg zu finden, damit zurechtzukommen. „Der eine weint vielleicht, der andere setzt sich still hin, der nächste liest etwas“, sagt Weber. „Aber ich denke, das Wichtigste ist, miteinander zu sprechen.“ Jeder, der nach Kundus komme, wisse um die Gefährlichkeit des Einsatzes. „Der Tod begleitet uns Soldaten.“

Der Trauerappell in Kundus war eigentlich als interne Feier der Bundeswehr vorgesehen. Unverhofft kommen allerdings prominente Gäste hinzu. Entwicklungsminister Dirk Niebel verlängerte seine eigentlich dreitägige Afghanistan-Reise um einen weiteren Tag und flog am Morgen zusammen mit seiner kompletten Delegation vom Hauptquartier der ISAF im Norden in Masar-i-Scharif ins 150 Kilometer östlich gelegene Kundus. In einer kurzen Rede macht er den Soldaten Mut, ihren Auftrag in Afghanistan in unverändertem Engagement weiterzuführen. „Die deutschen Soldatinnen und Soldaten lassen sich durch solch heimtückische Gewalt nicht beeinflussen“, sagt Niebel, selbst Reserveoffizier bei den Fallschirmjägern.

Nach der Trauerfeier begleitet eine kleine Gruppe Soldaten die getöteten Kameraden im Feldlager Kundus bis zum Flugplatz. Dort stehen noch die Sanitätshubschrauber, die bei der Bergung der Leichen von Kugeln der Taliban durchlöchert wurden. Die Särge werden in Hubschraubern ins usbekische Termes geflogen. Von dort aus geht es an Bord des Regierungs-Airbus in die Heimat. In Kundus versuchen die 1200 stationierten deutschen Soldaten zum Alltag zurückzukehren. Spätestens Ostermontag geht ihr gefährlicher Einsatz weiter. An Aufgeben denkt in Kundus niemand. „Wir geben nicht klein bei. Wir werden weiter kämpfen. Wir werden gewinnen“, sagt Brigadegeneral Leidenberger. Man wolle erreichen, dass die Menschen in Afghanistan ohne Angst leben. „Das wird uns auch gelingen, aber wir brauchen dafür Kraft und Stehvermögen und die Unterstützung der Heimat“.