Auf Sebastian Pinera entfielen nach den ersten offiziellen Ergebnissen 51,87 Prozent. Die Regierung erkannte ihre Niederlage umgehend an.

Santiago de Chile. Die chilenischen Konservativen haben am Sonntag bei der Stichwahl um das Präsidentenamt einen historischen Sieg über das seit 20 Jahren ununterbrochen regierende Mitte-Links- Bündnis Concertación erzielt. Der konservative Kandidat Sebastián Piñera (60) kam nach ersten offiziellen Ergebnissen auf 51,87 Prozent der Stimmen. Der Regierungskandidat, der Christdemokrat Eduardo Frei (67), musste sich mit 48,12 Prozent geschlagen geben. Mit dem Sieg Piñeras schafften die Konservativen erstmals seit 1958 wieder durch Wahlen an die Regierung. Allerdings hatten sie auch während der Pinochet-Diktatur (1973-1990) großen Einfluss auf die Politik.

Frei erkannte seine Niederlage umgehend an. „Sebastián Piñera ist der gewählte Präsident. Ich wünsche ihm Erfolg und rechne mit Dialogbereitschaft“, sagte er vor Anhängern in der Hauptstadt Santiago. Frei strich in seiner Rede zugleich die Erfolge der 20- jährigen Regierungszeit der Concertación heraus. „Chile steht heute viel besser dar, als 1990“, sagte der frühere Präsident (1994-2000). „Und diese Erfolge wurden durch die Präsidenten Patricio Aylwin, Ricardo Lagos und vor allem Michelle Bachelet ermöglicht, die Chile auf nie gekannte Höhen geführt hat“, sagte Frei.

Die amtierende Sozialistin Bachelet erfreut sich einer ungewöhnlich hohen Popularität von mehr als 80 Prozent. Die 58- jährige durfte nicht unmittelbar erneut antreten, hat aber bereits Ambitionen auf eine Rückkehr in das Präsidentenamt 2014 geäußert. Lagos betonte, die Wahl stelle auch einen Generationswechsel in Chile dar. „Jetzt ist eine jüngere Generation an der Reihe, das Land nach vorne zu bringen“, betonte er.

Chile war 1990 nach 17 Jahren Pinochet-Diktatur zur Demokratie zurückgekehrt und hat sich seither zu einer der wohlhabendsten und stabilsten Demokratien Lateinamerikas entwickelt. Vor kurzem wurde es als erstes südamerikanisches Land der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aufgenommen. Damit würdigte die OECD nach eigenen Angaben zwei Jahrzehnte guter Wirtschaftspolitik und kontinuierlicher Reform-Anstrengungen.

Piñera warf der Regierung vor allem vor, dass sie sich an der Macht verschlissen habe, keine neuen Ideen habe und das Land dringend eine neue Kraft an der Staatsspitze benötige. Unter Piñera sind indes keine derart umwälzenden Veränderungen in der Politik des sehr stabilen Landes zu erwarten, wie dies in anderen Ländern der Region oft der Fall ist. Allerdings wollen die Konservativen die Rechte und Pflichten des Einzelnen stärken. Auch in der Außenpolitik dürfte Piñera eher den Schulterschluss mit den USA suchen und größeren Abstand zu linksgerichteten Präsidenten wie etwa den Staatschefs Venezuelas und Boliviens, Hugo Chávez und Evo Morales, wahren