Kammerdiener des Papstes soll geheime Dokumente weiter gegeben haben. Und er war wohl nicht die einzige „undichte Stelle“ im Fall „Vatileaks“.

Rom. Der Vatikan hat im Enthüllungsskandal „Vatileaks“ förmliche Ermittlungen gegen den Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, eingeleitet. Das Verfahren führe Untersuchungsrichter Prof. Piero Antonio Bonnet, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Sonnabend in Rom mit. Lombardi bestätigte dabei erstmals, dass es sich bei dem Verdächtigen um Gabriele handelt. Er bleibe weiter in Untersuchungshaft, sagte Lombardi nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa. Da Gabriele im Vatikan lebe, sei auch die Gerichtsbarkeit des Vatikans zuständig.

Die Ermittlungen werden einige Zeit in Anspruch nehmen. „Man darf hier nicht in kurzen Fristen denken“, sagte Lombardi, Im Zusammenhang mit „Vatileaks“ gehe es um weitere Taten. Mehr sagte Lombardi dazu nicht.

Gabriele werde alle juristischen Möglichkeiten bekommen, die in der vatikanischen Gerichtsbarkeit vorgesehen seien. „Der Beschuldigte hat zwei Anwälte seines Vertrauens benannt, die beim vatikanischen Gericht zugelassen sind, und er hat die Möglichkeit gehabt, sie zu treffen“, sagte Lombardi.

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In den vergangenen Monaten waren aus dem Vatikan vertrauliche Dokumente an die Medien durchgesickert. So wurden etwa interne Informationen über ein angebliches Mordkomplott gegen den Papst und das Finanzgebaren der Vatikanbank IOR bekannt.

Der Vatikan hatte die Veröffentlichungen als „Vatileaks“ scharf kritisiert – in Anspielung auf die Öffentlichmachung geheimer US-Botschaftsdepeschen auf der Enthüllungsplattform Wikileaks. Italienische Medien hatten über einen Machtkampf innerhalb der Spitze der Kurie spekuliert.

Der Vatikan prangerte auch ein Buch mit dem Titel „Sua Santità“ (Seine Heiligkeit) an, das vor einer Woche erschienen war und mehrere Dokumente aus dem Kirchenstaat enthält. Der Autor, der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi, hatte in den Medien stets betont, seine „Quellen“ handelten aus Überzeugung. Weder er noch der Verleger habe irgendjemanden bezahlt. (dpa)