Er habe sich „in einer bestimmten Sekunde“ falsch verhalten. Doch für sein Handeln sei sein Umfeld in der Partei verantwortlich gewesen.

Frankfurt/Wiesbaden. Der scheidende hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat seine Partei beschuldigt, ihn in die CDU-Spendenaffäre vor zehn Jahren hineingezerrt zu haben. Das habe sein Image verändert und seine Karriere negativ beeinflusst. „Ich wurde in den Dschungel der Spendenaffäre hineingezerrt und habe etwas übernommen, was ich hinten und vorne nicht übersehen konnte“, sagte Koch der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Er habe sich „in einer bestimmten Sekunde“ falsch verhalten. Doch für sein Handeln sei sein Umfeld in der Partei verantwortlich gewesen. „Parteimitglieder hatten mir Nitroglycerin übergeben, ohne Gebrauchsanweisung“, sagte Koch, der am vergangenen Dienstag seinen vollständigen Rückzug aus der Politimk angekündigt hatte.

Die Affäre sei die Ursache für sein negatives Bild in großen Teilen der Bevölkerung. „Es hat mein Image in der Politik verändert und dadurch auch meine Handlungsmöglichkeiten reduziert. Es gibt seitdem ein größeres Misstrauen der Bürger gegen mich, bis zum heutigen Tag – das wäre ohne dieses Ereignis nicht so gewesen.“

Damals habe er an Rücktritt gedacht, sagte Koch in dem Interview. „Hätte ich meinen persönlichen Wünschen und Gefühlen nachgegeben, hätte ich im Januar 2000 gesagt: Lasst mich in Ruhe, was habe ich mit dem Erbe aus den achtziger Jahren zu tun. Ich gehe zurück in meine Kanzlei.“ Doch diese Entscheidung hätte den Verlust der politischen Führungsrolle für die CDU in Hessen bedeutet. „Ich wusste damals, es geht nicht anders. Auch wenn der Preis ein Image ist, das ich nie im Leben haben wollte“, sagte Koch.

AUFSTIEG UND RÜCKZUG EINES KONSERVATIVEN

Der Ministerpräsident verteidigte seinen polarisierenden Stil. „Polarisierung hat immer starke Aggression, aber auch starke Zustimmung zur Folge. Es muss Politiker geben, die beide Emotionen auslösen.“ Es habe in der Politik keinen Sinn, immer die große Mehrheit der Menschen erfreuen zu wollen. „Das ist die Aufgabe des Bundespräsidenten“, sagte Koch. Er nahm für sich in Anspruch, für Klarheit in politischen Diskussionen gesorgt zu haben. „Wenn ich zur Politik in Deutschland etwas beigetragen habe, dann dass ich eine politische Debatte auf Ja-Nein-Fragen bringe, damit entschieden werden kann. Das wird aber nicht von allen geschätzt.“

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