Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat ein Ende der Militäraktion in Georgien angeordnet. Medwedew erklärte, die Streitkräfte hätten Georgien genug bestraft.

Moskau/Washington. Außerdem sei, so Medwedew, die Sicherheit für Zivilpersonen und die russischen Friedenssoldaten in der Region Südossetien wiederhergestellt. Zugleich forderte der Kreml den Rücktritt des georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili. Moskau werde nicht mit Saakaschwili verhandeln, erklärte Außenminister Sergej Lawrow.

Medwedew ordnete an, die russischen Truppen sollten sich jedoch bei Angriffen verteidigen und jede aggressive Aktion und bewaffneten Widerstand der georgischen Streitkräfte zerstören. Lawrow verlangte, dass sich die georgischen Streitkräfte dauerhaft aus Südossetien fernhalten sollten.

Zuvor hatten Separatisten in der Region Abchasien mit Artillerieangriffen auf georgische Truppen begonnen. Einem Sprecher zufolge wollen sie die georgischen Einheiten aus dem nördlichen Teil der Kodori-Schlucht vertreiben, dem einzigen Gebiet in Abchasien, das noch von Georgien kontrolliert wird.

US-Präsident George W. Bush forderte Russland in scharfen Worten zum Rückzug seiner Truppen aus Georgien und zur Zustimmung zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. Russland sei "in einen souveränen Nachbarstaat eingefallen" und bedrohe eine demokratisch gewählte Regierung, erklärte Bush am Montag. Eine solche Handlung sei im 21. Jahrhundert inakzeptabel. Die USA seien wegen der "dramatischen und brutalen Eskalation" der Gewalt sehr besorgt. Moskau setze die Beziehungen zu den USA und Europa aufs Spiel, erklärte Bush. Es gebe Hinweise darauf, dass Russland die demokratisch gewählte Regierung Georgiens aus dem Amt drängen wolle.

Während Bushs Erklärung dauerte die inzwischen fünfte Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York wegen des Kriegs weiter an. Das Gremium müsse jetzt handeln, forderte der georgische UN-Botschafter Irakli Alasania. Nach Angaben zweier UN-Mitarbeiter drangen russische Truppen weit über die beiden abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien hinaus auf georgisches Gebiet vor. Luftlandetruppen stießen von Abchasien nach Georgien vor. Alasania sprach von einer umfassenden militärischen Invasion Georgiens.

Bei einem russischen Angriff auf die georgische Stadt Gori wurde nach Angaben des niederländischen Botschafters Onno Van Elderenbosch in der Nacht zum Dienstag ein Korrespondent des niederländischen Fernsehsenders RTL-2 getötet. Georgische Stellen berichteten, das Postgebäude und die Universität von Gori stünden in Flammen. Die Stadt war praktisch menschenleer.

Vor den Angriffen in Abchasien am Dienstag seien die UN-Beobachter in der Region gewarnt worden, sagte ein Sprecher der Separatisten, Sergej Schamba. Das Hauptquartier der UN-Beobachtermission (UNOMIG) in Suchumi sei nicht betroffen. Im Rahmen von UNOMIG sind zwölf Bundeswehrangehörige in Georgien eingesetzt. Russische Truppen waren am Montag von Abchasien aus nach Georgien vorgestoßen.

Die US-Präsidentschaftskandidaten John McCain und Barack Obama verurteilten die russische Offensive in Georgien einhellig. McCain forderte entschiedene Gegenmaßnahmen der USA. Obama erklärte, es gebe keine Rechtfertigung für das russische Vorgehen.