Unterdessen scheitern vor dem Bundesverfassungsgericht Eilanträge gegen die Auflagen für Demonstrationen am Zaun um Heiligendamm und am Flughafen Rostock-Laage.

Rostock. Nach den schweren G8-Krawallen in Rostock muss einer der Steinewerfer für zehn Monate hinter Gitter. Das Amtsgericht verurteilte in einem beschleunigten Verfahren einen nicht vorbestraften 31-Jährige Randalierer zu zehn Monaten Haft ohne Bewährung. Er hatte am Samstag mehrfach mit Steinen gezielt nach Polizisten geworfen. Globalisierungskritiker begannen am Dienstag in Rostock mit einem so genannten Alternativgipfel zu sozialen und ökologischen Fragen. Sie wollen beweisen, dass ihre Opposition zur Globalisierung ausschließlich friedlich ist. Bei Protesten nahm die Polizei im Laufe des Tages 19 Personen vorläufig fest.

Vor dem Bundesverfassungsgericht scheiterten Eilanträge gegen die Auflagen für Demonstrationen am Zaun um Heiligendamm und am Flughafen Rostock-Laage. Dort wurde, als erster Gipfelgast am Abend US-Präsident George W. Bush erwartet.

Die Polizei hielt am Dienstag an ihrer Deeskalationsstrategie fest, zeigte aber massive Präsenz. Heiligendamm und der Flughafen waren kilometerweit abgeriegelt, Wasserwerfer aufgefahren. Nach Schätzung der Einsatzleitung hielten sich noch immer 2500 gewaltbereite Autonome im Umland von Heiligendamm und Rostock auf.

Globalisierungskritiker von der Kampagne "Block G8" kündigten zwar weiter Sitzblockaden auf den Straßen an, um die Trosse der Gipfelteilnehmer zu behindern. Sie sagten aber zu, sich gegen die Auflösung der Blockaden nicht gewaltsam zu wehren und Aktionen abzubrechen, falls die Lage eskalieren sollte.

Bis zum späten Nachmittag blieben die Aktionen weitgehend friedlich. Zu einer Demonstration vor einem Rüstungsunternehmen kamen nur noch 500 Teilnehmer. Kundgebungen am Flughafen Rostock-Laage waren in 0,5 Kilometer Entfernung erlaubt, außerdem eine Aktion direkt an der Einfahrt mit maximal 50 Teilnehmern. Die Karlsruher Bundesrichter hatten zuvor Eilanträge gegen diese Auflagen abgelehnt.

Mit dem Alternativgipfel wollen die friedlichen G8-Kritiker einen inhaltlichen Kontrapunkt zum offiziellen Gipfelprogramm der Staats- und Regierungschefs der acht großen Industrienationen setzen. Neben Podiumsdiskussionen sind mehr als 120 Workshops geplant: unter anderem zu den Themen Umwelt, Krieg und Rassismus. Angesichts der schweren Krawalle vom Samstag dürfte es abseits des offiziellen Programms auch um eine klare Abgrenzung zu den Gewalttätern gehen.

Greenpeace-Kampagnenleiter Karsten Smid sagte: "Wir suchen die Auseinandersetzung mit Worten, nicht mit Steinen."