Das Massaker von Blacksburg war offenbar von langer Hand geplant. Der US-Nachrichtensender NBC erhielt am Mittwoch ein Paket mit umfangreichem Material, in dem der Todesschütze Cho Seung Hui den Mord an 32 Menschen begründet.

Blacksburg. Der 23-Jährige gab das Paket, das Text-, Foto- und Videomaterial enthielt, am Montag offenbar nach der Ermordung von zwei Menschen auf dem Campus der Universität Virginia Tech bei der Post auf. Etwa zwei Stunden später tötete er weitere 30 Menschen und beging anschließend Selbstmord. Auf den Fotos posiert Cho an mehreren Orten mit den von ihm erworbenen Schusswaffen und Messern. Seiner Umgebung warf er vor, ihn zu der Tat gezwungen zu haben.

"Ihr hattet hundert Milliarden Chancen, den heutigen Tag zu verhindern", sagt Cho in einem der 27 Videos aus dem Paket. "Aber Ihr habt entschieden, mein Blut zu vergießen. Ihr habt mich in eine Ecke gedrängt und mir nur eine Möglichkeit gelassen. Die Entscheidung war die Eure. Nun habt Ihr Blut an Euren Händen, das niemals abgehen wird." Darüber hinaus gibt er seinem Hass gegenüber Reichen Ausdruck. Das Paket enthielt zudem ein aus 1800 Wörtern bestehendes Manifest sowie 43 Fotos, auf denen er in unterschiedlicher Kleidung an verschiedenen Orten zu sehen ist. Wie die Polizei des Bundesstaats Virginia mitteilte, wird das Material nun von der US-Bundespolizei FBI geprüft.

NBC-Nachrichtenchef Steve Capus, an den das Paket in New York adressiert war, bezeichnete die schriftliche Erklärung Chos als hasserfüllt. Der in den USA aufgewachsene Südkoreaner erwähne darin auch die "Märtyrer" Eric Harris und Dylan Klebold, die im April 1999 zwölf Schüler und einen Lehrer an der Columbine High School im US-Bundesstaat Colorado töteten, bevor sie Selbstmord begingen.

Bereits vor dem Eingang des Pakets war bekannt geworden, dass Cho lange vor der Tat mit einer Mischung aus aggressivem und depressivem Verhalten vorübergehend die Aufmerksamkeit der Behörden geweckt hatte. Ende 2005 wurde er auf Geheiß seiner Universität in einer psychiatrischen Anstalt untersucht, teilte der Chef der Campus-Polizei, Wendell Flinchum, mit. Dem sei ein Hinweis von einem Bekannten Chos vorangegangen, der Student sei selbstmordgefährdet. Zuvor waren bei der Polizei Beschwerden von zwei Studentinnen eingegangen, die sich von Cho belästigt fühlten.

Laut dem Fernsehsender ABC wurde Cho nach einem Tag Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik wieder entlassen. Ein Arzt habe ihm eine "Geisteskrankheit" bescheinigt, er sei aber keine "unmittelbare Gefahr für sich und andere". Angesichts dieser Vorgeschichte stellten sich Kommilitonen und Angehörige der Opfer die Frage, wie der 23-Jährige die Tatwaffen legal erwerben konnte.