Lernhilfen für Legastheniker dürfen nicht reduziert werden

Für jedes Kind ist es ein schweres Schicksal, Legastheniker zu sein. Eine ausgeprägte Lese- und Rechtschreibschwäche kann ausgrenzen, verunsichern und die Chancen auf schulischen Erfolg vermindern, ja ihn vereiteln. Für die betroffenen Familien ist Legasthenie eine große Belastung.

Es ist ein mühsamer Prozess, einem Legastheniker das Selbstvertrauen zurückzugeben und ihn das zu lehren, was für die meisten anderen Menschen selbstverständlich ist. Aber es gibt wirksame Therapien, und der Erfolg spricht für diese, zugegeben nicht ganz billigen Ansätze.

Es ist der falsche Weg, wenn die Hamburger Schulbehörde jetzt die Ausgaben für diese außerunterrichtlichen Lernhilfen mit der Begründung kürzt, dass das Anspruchsdenken von Schule und Eltern größer geworden ist, weil der sprunghafte Anstieg der Fallzahlen anders nicht zu erklären ist. Motto: Früher habt ihr Legastheniker auch mit Bordmitteln unterstützt.

Es ist wohl eher so: Die Inklusion, also das Recht förderbedürftiger Kinder auf den Besuch einer Regelschule, hat die Problemlagen an vielen Grund- und Stadtteilschulen verschärft. Die meisten Lehrer haben keine Qualifikation für den Unterricht dieser Schülergruppe. Vielleicht ist deswegen die Neigung gewachsen, eher Anträge auf externe Hilfen für Legastheniker zu stellen, um sich ein wenig Luft zu verschaffen. Nachvollziehbar wäre es. Vielleicht ist aber einfach die Sensibilität gewachsen, was den betroffenen Kindern zugutekommt und wofür sie nicht etwa bestraft werden dürfen.

Der Senat muss sein Vorgehen umdrehen: Statt erst die Mittel zu kürzen und dann zu überlegen, welches Therapiekonzept mit dem verminderten Budget noch zu leisten ist, gehört die Überlegung, was sinnvoll ist, an den Anfang. Verkehrt wäre es auch, Legastheniker mit lernschwachen Kindern in einen Topf zu werfen. Legastheniker unterscheiden sich in ihrer Intelligenz nicht von der Gesamtheit der Schüler. Der SPD-Senat ist an seinen eigenen Ansprüchen zu messen: Bürgermeister Olaf Scholz hat das Ziel ausgegeben, dass kein Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen soll. Ein wirksames Vorgehen gegen Legasthenie ist ein wichtiger Baustein.