Seilbahnen in Hamburg - warum eigentlich nicht?

Zwei Unternehmenskonsortien wollen in Hamburg jeweils eine Seilbahn errichten. Beide Strecken sollen zu dem Musicalzelt am Südufer der Norderelbe führen. Die eine Bahn soll auf St. Pauli starten, die andere von der HafenCity aus. Zugegeben, auf den ersten Blick mag das Ganze eine Schnapsidee sein. Seilbahnen kennt man aus den Bergen. Hier im Flachland sind sie so überflüssig wie ein Kropf. Auf den zweiten Blick ist die Idee aber gar nicht mehr so abwegig.

Die Fahrt mit einer Seilbahn über die Elbe wäre ein reizvolles Angebot - für Touristen und Einheimische gleichermaßen. So mancher Musicalgast dürfte damit seinen Konzertbesuch abrunden. Andere würden bei einer Abendfahrt den Blick auf die erleuchtete Skyline genießen. Und wenn die "Queen Mary 2" auf der Elbe ihr Wendemanöver vollzieht, würde sicher keine der Seilbahnkabinen leer bleiben. Angesichts dieser Verlockungen ist die Schätzung von 1,5 Millionen Fahrgästen pro Jahr sicherlich nicht zu hoch gegriffen.

Für die Stadt sind beide Ideen reizvoll, weil sie zum Nulltarif eine weitere Attraktion hinzubekommen würde. Beide Projekte sollen ohne Steuergelder erbaut und betrieben werden. Angesichts der ausufernden Kosten für die Elbphilharmonie wäre das eine gute Nachricht. Die Stadt hätte im Genehmigungsverfahren in erster Linie darauf zu achten, dass sie bei einer Insolvenz der Betreiber nicht auf den Abrisskosten sitzen bleibt. Aber das ließe sich vertraglich regeln.

Reizvoll sind die Überlegungen zu einer Seilbahn aber auch aus verkehrspolitischer Hinsicht. Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern benötigen Seilbahnen wenig Platz, können (fast) jedes Hindernis überqueren, sind verhältnismäßig leise, lassen sich mit Strom und damit emissionsarm betreiben. Kabinen können bis zu 50 Personen transportieren, was die Seilbahn durchaus zu einem massentauglichen Transportmittel macht.

In einer Metropole wie Hamburg, in der das gleichberechtigte Nebeneinander von Wohnen und Verkehr mehr und mehr zu einer Überlebensfrage wird, könnten Seilbahnen eines Tages vielleicht sogar ein ernst zu nehmendes Transportmittel werden.