4,5 Kilometer lang, 95 Meter hoch: Neues Projekt der Südtiroler soll “touristisches Highlight“ werden. Fahrpreis: fünf Euro.

Hamburg. In die Diskussion um den Bau einer Seilbahn über die Elbe ist Bewegung gekommen. Das weltweit agierende Südtiroler Seilbahnunternehmen Leitner AG und das Hamburger Projektbüro Drees & Sommer kündigten am Freitag an, als Alternative zu den bisherigen Planungen eine gut 4,5 Kilometer lange Seilbahn zu errichten, die von der HafenCity über den Kleinen Grasbrook bis zum Musicalzelt "König der Löwen" führt. Mit 95 Meter Höhe bei der Querung der Norderelbe soll sie die höchste Stadtseilbahn Deutschlands werden. "Die HafenCity-Seilbahn wird ein touristisches Highlight sein und sich angenehm in die Hamburger Skyline einfügen", sagte Gerold Siller von der Leitner AG.

Nach den Worten von Prof. Phillip W. Goltermann von Drees & Sommer soll die U-Bahn-Station HafenCity-Universität Ausgangspunkt der neuen Seilbahn sein. Dank der Höhe von 95 Metern bei der Querung der Elbe werde der Schiffsverkehr nicht behindert. Am nördlichen Ende des Kleinen Grasbrook gebe es einen Richtungswechsel. Dann werde die Seilbahn parallel zur Wasserkante an den Hafenanlagen vorbeigeführt. "Die Stützen der Seilbahn werden in die Hafensilhouette integriert und kaum zu erkennen sein", sagte Goltermann. Das Ticket für eine einfache Fahrt werde 6,50 Euro kosten, Hamburger zahlen nur 5 Euro.

Steuergelder sollen für Bau und Betrieb der Seilbahn nicht nötig sein. Man gehe von 49 Millionen Euro Baukosten und - nach Vorliegen aller Genehmigungen - von einer zehnmonatigen Bauzeit aus, sagte Goltermann. "Die Wirtschaftlichkeit wird nach zehn Jahren erreicht." Michael Tanzer von der Südtiroler Leitner AG fügte hinzu, dass man mit den 97 vorgesehenen Kabinen in einer Stunde bis zu 2000 Menschen transportieren könne. Insgesamt gehe man von jährlich 1,5 Millionen Fahrgästen aus. Die Kabinen seien für zehn Personen ausgelegt. "Dann kann jeder das Panorama Hamburgs sehen."

Bislang plant der Musicalveranstalter Stage Entertainment in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Seilbahnproduzenten Doppelmayr eine eigene Seilbahn über die Elbe, ebenfalls ohne Zuschüsse der Stadt. Die Teilstrecke Nord soll von St. Pauli aus die Elbe queren und bis zum Musicalzelt führen. Die inzwischen unwahrscheinlich gewordene Teilstrecke Süd sollte das südliche Elbufer mit dem Reiherstiegknie in Wilhelmsburg verbinden. Ursula Fröhlingsdorf, stellvertretende Sprecherin der Stage Entertainment GmbH, kündigte an, dass noch bis Ende dieses Jahres ein Antrag für ein entsprechendes Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden soll.

Die Idee einer Seilbahn über die Elbe ist umstritten. Erst vor gut drei Wochen hatte es unter Leitung von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ein Spitzentreffen zu dem St.-Pauli-Seilbahnprojekt gegeben. Während Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) die Strecke Nord positiv sieht, fürchtet der Chef des Bezirksamts Mitte, Andy Grote (SPD), eine Überforderung des Stadtteils St. Pauli. Man stehe zwar nicht unter Zeitdruck, heißt es im Rathaus. Aber Scholz wolle in absehbarer Zeit eine Entscheidung herbeiführen.

Das neue Projekt überraschte am Freitag Politik und Behörden. Offiziell erklärten Bezirksamt, Wirtschafts- und Stadtentwicklungsbehörde, man habe bislang keine Informationen zu der HafenCity-Seilbahn. Senatssprecher Christoph Holstein teilte mit, man werde sich die Pläne ansehen. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion reagierte positiv. Stage-Sprecherin Fröhlingsdorf sagte, ihr Unternehmen sei am Donnerstag erstmals von dem Projekt in Kenntnis gesetzt worden. "Inhaltliche Gespräche gab es aber nicht." Offenbar sei das Thema "Seilbahn in Hamburg" spannend, fügte Fröhlingsdorf hinzu.