Aus Protest gegen zwei geplante Internetgesetze in den USA hat Wikipedia sich um 6 Uhr selbst abgeschaltet - für die Dauer von 24 Stunden.

Hamburg. Eine der populärsten Websites des Internets ist heute nicht erreichbar . Seit 6 Uhr morgens wird das englischsprachige Angebot der Online-Enzyklopädie Wikipedia für 24 Stunden durch eine Protestnote ersetzt.

Hintergrund des geplanten Blackouts, an dem neben Wikipedia auch andere US-Netzdienste teilnehmen, sind zwei Gesetzesvorschläge, die in den USA diskutiert werden: der Stop Online Piracy Act (SOPA) und der PROTECT IP Act. Kern beider Entwürfe ist die schärfere Verfolgung von Verstößen gegen Urheberrechtsbestimmungen durch Websites, die nicht unter US-Gerichtsbarkeit fallen. Mit der zeitweisen Abschaltung ihres Flaggschiffes will die Betreiberstiftung Wikimedia Foundation auf die Gefahren hinweisen, die von den Initiativen ausgehen. Geschäftsführerin Sue Gardner erklärte, dass die Verabschiedung der Gesetze "das freie und offene Internet gravierend beschädigen würde".

+++ Hamburger schreiben für Wikipedia +++

Besonders kritisiert werden von internationalen Experten wie dem als einer der "Väter des Internets" bekannten Wissenschaftler Vint Cerf und dem Google-Mitbegründer Sergey Brin die erweiterten Rechte des Generalbundesanwalts der Vereinigten Staaten: Er könnte künftig Netzsperren für Webseiten anordnen, die unter dem Verdacht stehen, Urheberrechte zu verletzen. Alle amerikanischen Unternehmen, die in Kontakt mit dieser Seite stehen, müssten diesen einstellen, Suchmaschinen müssten Anfragen blockieren, Dienstanbieter dürften die Adresse der Seite nicht mehr auflösen.

In einem offenen Brief an den republikanischen Kongressabgeordneten Lamar Smith, der SOPA im vergangenen Jahr initiiert hatte, schreibt Cerf, dass mit diesen Maßnahmen ein "weltweites Wettrüsten" der Internet-Zensur eingeleitet würde. Brin sagte bereits im Dezember, diese Maßnahmen "würden uns auf eine Stufe mit den repressivsten Staaten der Welt stellen".

Die US-Regierung hat zu den eingebrachten Gesetzentwürfen ebenfalls Stellung genommen: In einer Erklärung vom Wochenende betont das Weiße Haus, dass es Gesetze nicht unterstützen werde, die "die Meinungsfreiheit einschränken, die Internetsicherheit verringern oder das dynamische, innovative Internet zersetzen" würden. Auch Smith hat inzwischen angekündigt, einige der Maßnahmen aus seinem Entwurf streichen zu wollen.