Neuanfang nach der Katastrophe: “Die Tür“ öffnet den Blick in eine Parallelwelt als spannende Parabel über Schuld und Erlösung.

Hamburg. Mit einem Mal ist alles anders: David Andernach (Mads Mikkelsen), ein erfolgreicher, egoistischer und ungeduldiger Maler, schaut am helllichten Tag bei seiner schönen und willigen Nachbarin (Heike Makatsch) zum Schäferstündchen vorbei. Darum hört er nicht die verzweifelten Hilferufe seiner kleinen Tochter Leonie (Valeria Eisenbart), die im Swimmingpool qualvoll ertrinkt.

Fünf Jahre später. David ist ein gebrochener Mann, seine Schuld kann er nicht verwinden, seine Frau Maja (Jessica Schwarz) kann ihm nicht verzeihen. Als er sich das Leben nehmen will, erregt ein Schmetterling im Garten seine Aufmerksamkeit. Er folgt ihm - bis zu einer im Gestrüpp verborgenen Tür. David geht hindurch und steht nach wenigen Metern wieder vor seiner Villa, wo seine Tochter um Hilfe ruft. David erhält eine zweite Chance - er rettet Leonie. Ein Neuanfang? Nicht ganz, denn David ist in eine Parallelwelt gelangt, in der sich auch noch sein fünf Jahre jüngeres Ich befindet. Ein Widersacher, der ausgeschaltet werden muss ...

Der deutsche Regisseur Anno Saul ("Kebab Connection") hat nach dem Roman "Die Damalstür" von Akif Pirincci ein ungewöhnliches Schreckensszenario entworfen, das trotz seiner fantastischen Prämisse - das Unerklärliche muss man einfach akzeptieren - in den Bann zieht. Das ist vor allem ein Verdienst des dänischen Schauspielers Mads Mikkelsen, der die Widersprüche seiner Figur sensibel, mit wenigen Gesten und zurückhaltender Mimik verkörpert. Verzweifelt hält er an seinem neuen Leben fest, das er nur durch ein kurioses, immer wieder Spannung schürendes Lügengerüst stützen kann. Wie wird er sich diesmal aus der Bredouille winden?

Zur Unheimlichkeit des Films trägt auch die Nachbarschaft als isolierter, vom Rest der Stadt getrennter Raum bei, in dem nichts mehr "echt" zu sein scheint, sondern alles nur aus zweiter Hand. Eine Atmosphäre des Bedrohlichen, die an Science-Fiction-Filme wie "Die Frauen von Stepford" erinnert. Vielleicht hat Saul seinen Film mit Doppelgängermotiv, magischem Portal und Todesmetaphorik ein wenig überfrachtet. Und doch ist ihm eine spannende Parabel über Schuld und Erlösung geglückt.

++++- Die Tür Dtl. 2009, 103 Min., ab 16 J., R: Anno Saul, D: Mads Mikkelsen, Jessica Schwarz, Heike Makatsch, täglich im Blankeneser, Cinemaxx Harburg, UCIs Mundsburg, Othmarschen-Park, Smart-City; www.dietuer.senator.de