Hamburgs Kultursenatorin in schwieriger Mission: Sie soll den Kulturetat retten - und zugleich solidarisch sein in der Sparrunde des Senats.

Hamburg. Im Ringen des Senats um die Verteilung der Kürzungspakete in der aktuellen Sparrunde zum Haushalt 2010 äußert sich jetzt Kultursenatorin Karin von Welck zum Appell der Hamburger Künstler, Bürger und Kulturschaffenden. Sie hatten im Hamburger Abendblatt vom Montag heftig vor den geplanten Einsparungen bei der Kultur in Höhe von zehn Millionen Euro gewarnt. Karin von Welck setzt die Hoffnung darauf, dass nicht "nach dem Rasenmäherprinzip" gespart wird - also gleichmäßig bei allen Ressorts. Das heißt auch: Endgültig beschlossen ist noch nichts. Und sie bewertet es positiv, dass über den Wert von Kultur jetzt in größeren Kreisen der Stadt diskutiert wird als bisher.

ANSICHTSSACHE: Kulturetat kürzen? Das wäre eine Katastrophe!

Hamburger Abendblatt: Frau Senatorin, wie bewerten Sie die Appelle der Kulturleute am Montag im Abendblatt?



Karin von Welck: Natürlich verfolge ich die gegenwärtige Diskussion mit großem Interesse.

Abendblatt: Kann es sein, dass sich durch die Gängeviertel-Debatte und die Diskussionen um den Kulturetat ein stärkeres Selbstbewusstsein in der Kultur etabliert - ein stolzerer Blick auf die Leistungen für die Menschen und die Zukunft der Stadt?

von Welck: Ich habe die Kulturschaffenden in dieser Stadt schon immer als sehr selbstbewusst erlebt. Allerdings verlässt die sonst eher intern geführte Debatte momentan die gewohnten Zirkel. Das begrüße ich.

Abendblatt: Es ist das erste Mal, dass sich Hamburger Kulturleute in dieser Vielfalt und Einigkeit gegen eine Etatkürzung wenden. Sind Sie von Senatskollegen auf diese neue Qualität im Auftreten der Kulturszene angesprochen worden - und wie?

von Welck: Ja, natürlich wird dieses Engagement mit Interesse wahrgenommen.

Abendblatt: Die Höhe des Kulturetats ist ja keineswegs nur sachzwanggesteuert, sondern sie ist auch eine Frage des politischen Wollens und der Wertschätzung von Kultur. Gibt es in dieser Bewertung neue Bewegung?

von Welck: Ich kann versichern, dass das politische Wollen und die Wertschätzung von Kultur in diesem Senat deutlich ausgeprägt sind. Dafür steht nicht zuletzt der Anstieg des Kulturhaushalts um sieben Prozent im laufenden Doppelhaushalt. Insofern gibt es keine neue Bewertung. Neu ist vielmehr die Dimension der auf uns zukommenden Einnahmeausfälle. Immerhin muss Hamburg bis 2013 eine Nettokreditaufnahme von etwa sechs Milliarden Euro verkraften.

Abendblatt: Werden Sie in der politischen Debatte auch manchmal mit der Meinung konfrontiert, Kultur sei Luxus?

von Welck: Nein, nicht nur mir ist klar, dass Kultur nicht zum Ornament, sondern zum Fundament unserer Gesellschaft gehört.

Abendblatt: Nützt Ihnen eine öffentliche Debatte über die Höhe des Kulturetats im Senat?

von Welck: Es ist nicht nur in der laufenden Debatte wichtig, dass über die Bedeutung von Kultur immer wieder diskutiert wird.

Abendblatt: Wodurch könnte es Ihnen gelingen, Ihre Senatskollegen davon zu überzeugen, dass am Kulturetat nicht weiter gespart werden kann, ohne dass die kulturelle Infrastruktur in der Stadt beschädigt wird?

von Welck: Auch wenn der Hamburger Haushalt im Kontext der Weltwirtschaftskrise dramatische Einnahmeausfälle zu erwarten hat, ist klar, dass wir nicht nach dem Rasenmäherprinzip sparen werden. Genaueres kann ich Ihnen aber erst nach dem 26. November sagen. Dafür bitte ich um Verständnis.

Abendblatt: Wie hart werden Sie am 26. November im Senat gegen die Kürzung des Kulturhaushalts 2010 auftreten?

von Welck: Ich werde für die Belange meines Ressorts mit viel Energie einstehen und genauso wie meine Senatskollegen für den jeweiligen Bereich kämpfen.