Der Trägerverein hat den Vertrag um fünf Jahre verlängert: Kühnels Arbeits mit den Symphonikern ist „noch nicht abgeschlossen“.

Hamburg. Kein Orchester in der Hansestadt bildet die kultur- und haushaltspolitischen Berg- und Talfahrten der letzten Jahre so präzise in seinem Schicksal ab wie die Hamburger Symphoniker. Lange Zeit segelten sie komplett unterhalb der Wahrnehmungsgrenze, dann, 2004, kamen Andrey Boreyko und Daniel Kühnel und brachten einen frischen Wind, der die Öffentlichkeit weit jenseits der Stadtgrenzen aufmerken ließ. Der Dirigent Boreyko ging, der Intendant Daniel Kühnel blieb - und bleibt. Soeben hat der Trägerverein Kühnels Vertrag, der 2014 auslaufen würde, bis zum Sommer 2019 verlängert. "Ich habe das Gefühl, dass die Arbeit, die Jeffrey Tate und ich mit den Symphonikern begonnen haben, noch nicht abgeschlossen ist", begründet Kühnel seinen Entschluss.

Wenn Aufmerksamkeit die Währung im Musikbetrieb ist, dann stehen die Symphoniker mit ihrem Intendanten ziemlich gut da. So jung Kühnel noch ist - im März wird er 40 - er ist ein Unbequemer. Für sein Orchester geht er Risiken ein und Leuten gezielt auf die Nerven. Dass den eloquenten Juristen dabei ein gewisses Schillern umgibt, dürfte ihm nicht unangenehm sein.

Es war ein Coup, dass Kühnel als Nachfolger des charismatischen Boreyko mit Tate einen international angesehenen Dirigenten gewinnen konnte. Nicht nur klingt das Orchester unter dessen Stabführung lebendig und vielfarbig. Den Leitern ist es auch gelungen, auf dem Weg der programmatischen Erneuerung weiterzuschreiten. Die Ideen scheinen unter Kühnel manchmal überzuschießen: hier Sinfonisches, da Kammermusik oder auch beides an einem Abend, dort eine Liederabendreihe, obwohl sich doch in den Reihen des Orchesters weder ein Sänger noch ein Pianist findet, dazu Musikvermittlung und Extra-Festivals wie die "Verwandlungen", mit denen man im vergangenen September schon zum zweiten Mal an ungewöhnliche Spielorte zog. Und zwischendurch betätigt sich der Intendant selbst als Regisseur.

Kühnels wichtigstes Vorhaben für die kommenden Jahre ist das Reformationsprojekt. Dafür hat das Orchester 2012 vom Bund eine Projektförderung von 539.500 Euro erhalten. Die hat es auch dringend nötig. Denn finanziell sieht es zurzeit nicht gut aus für die Symphoniker. Ob der Senat wirklich die 500.000 Euro jährlich zugesagt hat, die dem Orchester zum ersehnten A-Status fehlen, darüber sind sich die Beteiligten nicht einig. "Ich bin zuversichtlich, dass wir zu einer vernünftigen Lösung gelangen werden", sagt Kühnel.

Immerhin hat der Senat die Förderung des Orchesters seit 2007 von 2,97 auf 4,87 Millionen Euro pro Jahr angehoben, wie die Kulturbehörde mitteilt. Knapp bleibt es trotzdem. Dass das Sommerengagement des Orchesters bei den Eutiner Festspielen durch deren Insolvenz wegbrach, schlägt empfindlich zu Buche, wie Kühnel einräumt. Doch er sieht auch die Vorzüge: "Wir können uns jetzt mehr auf unsere Arbeit in Hamburg konzentrieren."