Am Dienstag trifft sich der Senat zur Haushaltsklausur. Dabei geht es auch um die Kürzung des Kulturhaushalts um mehr als zehn Millionen Euro.

Der Abendblatt-Artikel vom 16. Oktober über das Spar-Vorhaben hat eine Welle der Empörung unter Hamburgs Kulturmachern und bei vielen Lesern ausgelöst. Sie fordern den Senat auf, den "Zwergenetat für Kultur" nicht weiter zu beschneiden.

Hella Schwemer-Martienßen , Hamburger Öffentliche Bücherhallen: "Den Koalitionären CDU und GAL muss 2008 klar gewesen sein, dass die Vereinbarung, keine weiteren Bücherhallen zu schließen, bedeutet, dass das Budget nicht erneut abgesenkt werden kann. Darüber haben die Parteien mit mir vorher intensiv diskutiert. Die Bücherhallen haben gerade erfolgreich die hoffentlich letzte budgetbedingte Konsolidierung gemäß den Vorschlägen der Expertenkommission um Helga Schuchardt bewältigt. Die Zusammenlegung der Bücherhallen in den Elbvororten hat zwei Bürgerbegehren provoziert. Das heißt: Breite Bevölkerungsteile wissen sehr genau um die Unverzichtbarkeit der Bücherhallen in den elementaren Feldern Bildung und Integration."

Gesa Engelschall , Geschäftsf. Vorstand Hamburgische Kulturstiftung: "Der kleine und hart umkämpfte Kulturetat darf auf keinen Fall gekürzt werden. Es wäre kurzsichtig zu glauben, dass private Kulturförderung die öffentliche ersetzen könnte; sie kann und soll eine sinnvolle Ergänzung sein. Kultur ist unabdingbar, sie gibt den Menschen auch in finanziell angespannten Zeiten den Glauben, die Kraft und die Hoffnung auf Veränderung. Als kleine Förderstiftung tun wir, was wir können, um so viele Projekte wie möglich zu fördern und junge Künstler sowie Kinder- und Jugendkultur zu unterstützen. Uns erreichen heute mehr Förderanträge denn je, ca. 250 im Jahr, sodass unsere knappen Mittel längst nicht mehr ausreichen. Es ist daher ein fester Bestandteil unserer Arbeit, Künstler mit engagierten Bürgern und Unternehmen zu "verkuppeln" und Projektpatenschaften zu vermitteln. Und Gott sei Dank ist privates Engagement in Hamburg so groß wie in kaum einer anderen Stadt. Jeder, der sich für die Kultur in Hamburg einsetzen möchte, ist bei uns richtig."

Sophia Grabowski i.A. der Initiative "Komm in die Gänge": "Frank Neubauer vom Bund der Steuerzahler Hamburg fordert, die ohnehin minimale Kulturförderung noch weiter zu kürzen, und verweist auf das Gängeviertel, wo sich 'zurzeit gut beobachten lässt, wie viel lebendige Kunst entstehen kann, wenn die Stadt mal nur am Rande involviert ist'. Bei dieser zynischen Aussage übersieht Herr Neubauer völlig, dass die kulturelle Übernahme des Viertels ein Akt der Not angesichts drohender Denkmalabrisse und dringend benötigter Frei- und Arbeitsräume für Künstler war. "Komm in die Gänge" engagiert sich dabei seit fast einem Jahr ehrenamtlich, obwohl ihre Mitglieder größtenteils am Rande des Existenzminimums leben. Vielleicht möchte der Finanzsenator diesen kreativen Ansatz aufgreifen und in Zukunft auch ganz offen kostenlose Kulturförderung von den eigentlich Bedürftigen einfordern. Wir sind gespannt auf die Debatte!"