Vom Wiener Burgtheater wechselt Joachim Lux ans Alstertor und löst dort Intendant Ulrich Khuon ab. Jetzt stellte er sich Hamburgs Kulturszene vor.

Hamburg - Nach zehn Jahren Wien wechselt der Chefdramaturg am Burgtheater als Nachfolger von Ulrich Khuon ans Thalia. "Wer ist Joachim Lux?", versuchten Catarina Felixmüller (NDR 90,3) und Hans-Juergen Fink (Hamburger Abendblatt) zu ergründen. Mit Christoph Becher (Elbphilharmonie) und Claus Friede (Kultur-Port.De) waren sie die Gastgeber beim Kulturklub im KörberForum. Und lockten mit sanfter Provokation und kleinen frechen Fragespielen den aus Münster stammenden, zurückhaltenden Westfalen aus der Reserve.

"Lieber den Ball flachhalten", verriet Lux seine Devise. Und: "Hart arbeiten, genau denken." Auch wenn er seine schauspielerische Begabung gegen null taxiert, bedeute das nicht, er könne nicht mit Leidenschaft dafür kämpfen, woran er glaubt. Beispiel Elfriede Jelinek: Er hat sie entdeckt, als sie wenig bekannt, geschweige denn Nobelpreisträgerin war. Lux liebt Autoren, die das Theater und seine Mittel an Grenzen treiben. Und Regisseure, die Risiken nicht scheuen, wie Luc Perceval oder Stefan Pucher. Was er geradezu verachtet, sind Spielzeit-Motti: "Bedeutet aber nicht, dass ein Geist, eine Zielrichtung den Spielplan bestimmt." Ihn interessiere die Welt, nicht die Introspektion, er folge Fritz Kortners Rat an Schauspieler: "Guck nicht zu tief in dich rein, da ist nicht so viel drin."

Dann sagt Lux: "Ich will Theater für eine weltoffene Gesellschaft machen." Pause. "Vielleicht ärgere ich mich später noch über diesen Satz." Ab 3. September bringt er 16 Inszenierungen heraus, sieben davon in Koproduktion. Lux entkräftete den Vorwurf des "Zweitverwertungsorts Hamburg" mit dem fehlenden Repertoire. An Hamburg mag Lux das Licht, Lessing und die Leute. Was die 180 neugierigen Gäste sicher freute zu hören: "Ich habe das positive Gefühl, dass die Hamburger ihr Theater lieben, wenn es denn gut funktioniert. Sie sind an Kultur interessiert und leben sie auch."

Dem Aufklärer Lessing widmet der neue Thalia-Intendant ein größeres Projekt. Könnte sich daraus ein Festival entwickeln? "Das müssen die Politiker wollen. Mannheim gibt für die Schiller-Tage eine Million Euro." Die Leitfrage des Abends beantwortet Lux sicher erst durch seine spezielle Art, Theater zu machen.