Inspiriert durch die Berichterstattung im Abendblatt, verfilmt Markus Trebitsch die Geschichte von Kate Amayo für die ARD - mit Jan Fedder.

Hamburg. Als Kate Amayo vor einem Jahr ihr Flugticket in den Händen hielt, mit der Notiz "abgeschobene Person ohne Begleitung", da wusste Martina Offeh, Studentin aus Mümmelmannsberg, noch nicht, dass diese Geschichte auch ihr Leben verändern würde. Amayo, die mit 15 illegal ihrer Mutter aus Ghana nachgereist war, und vier Jahre später ein Spitzen-Abi mit der Note 1,8 ablegte, durfte nicht in Deutschland bleiben, um zu studieren. Das Abendblatt begleitete sie in der Woche vor ihrem Ausreisedatum täglich mit Reportagen, bis die Härtefallkommission der Bürgerschaft die Abschiebung stoppte. Ein Jahr nach diesem Nervenkrieg kann man von einem Happy End sprechen, in dem sich Träume von zwei jungen Frauen erfüllt haben.

Diese Wendung begann im Büro des Filmproduzenten Markus Trebitsch, der Ideen für den "Hafenpastor" sammelte, einen ARD-Spielfilm über die Landeskirche St. Pauli am Fischmarkt, wo Prostituierte und Kleinkriminelle dazugehören. Wo "Gut und Böse" so nah beieinanderlägen wie nirgendwo sonst, so das Konzept. "Später las ich im Abendblatt Kates Geschichte. Inspiriert durch sie, erzählen wir das Schicksal der 19-jährigen Adoma, die geduldet wird und der die Abschiebung droht."

Kate Amayo darf in Hamburg bleiben

Pastor Stefan Book (Jan Fedder) ist der Hirte von St. Pauli, ein Fels in der Brandung, der wankt. Nach einem Herzinfarkt zurück aus der Klinik, tastet er sich mit Kippe im Mund durch sein sakrales Reich, bis Adoma vor der Tür steht. Sie bittet um Kirchenasyl, als Rettung vor der Abschiebung. Für Fedder ist klar, warum er mitspielt: "Ich stamm' vom Kiez und kenne die Menschen dort genau." Für Martina Offeh, die Adoma spielt, ist das weniger einfach zu beantworten. Sie stand zuvor noch nie vor der Kamera.

Die Klappe knallt. Es ist ein Tag im August, das Filmteam hat Kameras auf den Dachboden der Hafenkirche geschleppt, die Dielen ächzen. Adoma sitzt in ihrem Versteck, der Blitz eines Pressefotografen schneidet durchs Sickerlicht, immer wieder schützt sie ihre Augen. Dahinter reden Journalisten auf den Hafenpastor ein, der - Jan Fedder eben - breitbeinig herumsteht, als wäre er auch an Land noch auf See. Auch der Autor dieses Artikels hat einen kleinen Auftritt. Selbst wenn es in der echten Geschichte weder Kirchenasyl noch eine Szene in der Hafenkirche gab, ist dieser Anblick merkwürdig authentisch: Auch Kate Amayo zögerte, als der Abendblatt-Fotograf sie porträtierte, aber gewann Vertrauen. So wie Martina Offeh musste sie sich erst an den Blick eines Objektivs gewöhnen.

"Die Aufregung legt sich, wenn man die Menschen am Set kennt und sich wohlfühlt", sagt Offeh. Die 19-jährige Tochter von Einwanderern aus Ghana lebt in Mümmelmannsberg und studiert Mode- und Textilmanagement. Sie wurde in Hamburg geboren und hat wie Kate eine jüngere Schwester. Am Tag vor dem Vorspiel-Termin traf sie den Casting-Leiter auf einer Party, der sie bat, mitzumachen. "Ich dachte, dass ich keine Chance hätte. Da waren viele Mädchen, die auf Schauspielschulen waren oder schon Erfahrung sammeln konnten." Offeh hatte bisher nur bei Aufführungen am Gymnasium Bornbrook gespielt. Sie ging es "mit innerer Leichtigkeit an" - und bekam die Rolle.

Kate Amayo: Spitzen-Abi an der Stadtteilschule Horn

"Gerade weil sie keine gelernte Schauspielerin ist", sagt Trebitsch, "meinen wir, dass sie die Figur der Adoma sehr authentisch verkörpert." Dem renommierte Filmemacher ("Neger, Neger, Schornsteinfeger") dürfte klar sein, dass die Melange aus St.-Pauli-Romantik und dem Schicksal einer jungen Frau es ermöglicht, Abschiebung als Thema im 20.15-Uhr-Programm zu platzieren (Ausstrahlung voraussichtlich 2012). "Offener und angstfrei", so sollen die Zuschauer auf Probleme der Integration zugehen. Das will auch die Hauptdarstellerin. "Meist müssen Menschen das Land verlassen, ohne dass es jemand mitbekommt." Immer nur, wenn Freunde betroffen seien, rege sich Widerstand und Empörung.

Auch Kate Amayo spielt eine kleine Überraschungsrolle. Sie hat ihre Darstellerin beim Set getroffen ("Martina ist cool"), beide sind bei Facebook befreundet und wollen sich demnächst verabreden. Amayo studiert Chemie in Halle (Saale). Ehrgeizig, wie sie ist, arbeitet sie bis spät nachts in der Bibliothek. Sie hat Freunde gefunden, aber begegnet auch Vorurteilen. "Eine Afrikanerin, die stundenlang vor Büchern sitzt, das scheint viele zu überraschen."