Dieser Ausflug ins Krimi-Fach könnte Folgen haben: Tukur ist beim Hessischen Rundfunk erstmals der Ermittler.

Hamburg. Bisher war Ulrich Tukur im "Tatort" immer der Mörder. Nun schlägt sich der Star-Schauspieler als Kommissar Felix Murot für den Hessischen Rundfunk auf die Seite des Rechts. In Bösewicht-Rollen weiß Tukur, charmant und weltgewandt im Auftreten, so bravourös wie zwielichtig die Abgründe einer dunklen Seele zu maskieren.

So war er auch schon einmal in einer "Tatort"-Folge des Hessischen Rundfunks zu sehen: Tukur spielte in "Das Böse" einen Serienkiller, den harmlos erscheinenden Banker Petzold, der Kriminalkommissarin Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) gefährlich nahe kam. Sie vernimmt ihn als Zeugen; am Ende stellt sich heraus: Er war der irre Mörder ihrer Eltern. Tukur erhielt dafür den Deutschen Fernsehpreis als bester Schauspieler.

Als Kommissar Felix Murot ist er demnächst ein Einzelgänger ohne Freundin, der aber auch einige Züge seines Darstellers hat - die Liebe zum Leben und zur Musik. Murot ist Kommissar beim Landeskriminalamt in Wiesbaden, soll in ganz Hessen ermitteln und leidet an einem abgekapselten Tumor im Hirn, den er Lili nennt. Die erste Folge heißt deshalb auch "Wie einst Lili". "Muss ein Mensch mit einer Krankheit umgehen, mit einer Art Abgrund in sich, versteht er die Probleme und Abgründe anderer besser und weiß auch das Leben anders zu schätzen", erklärt die Fernsehchefin des Hessischen Rundfunks, Liane Jessen.

Der vielfach ausgezeichnete Spitzen-Schauspieler ("Das Leben der Anderen", "John Rabe") ersetzt in dem neuen "Tatort" jedoch nicht seine frühere Gegenspielerin und deren Kollegen Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf). Liane Jessen sucht für das Frankfurter Ermittler-Duo erst ab 2011 Nachfolger; mit Tukur beginnt sie jetzt eine zweite "Tatort"-Reihe. Die ersetzt den eingestellten "Polizeiruf 110" des Hessischen Rundfunks mit Jan Gregor Kremp, der nicht mehr weitermachen wollte.

Liane Jessen weiß, wie man einen viel beschäftigten Topstar - Tukur filmt, spielt Theater und singt mit der eigenen Band - für seine Sache gewinnt. "Man muss sich menschlich anstrengen. Anrufen und Drehbuch hinschicken genügt da nicht. Ich hätte mich auf die Mauer vor seinem Haus in Venedig gelegt und gewartet, bis er herauskommt." In Wirklichkeit reichte eine Nacht in einer Kölner Bar, um Tukur neugierig zu machen. In der dritten Septemberwoche ist Drehbeginn in Frankfurt und am Edersee, wo ein mysteriöser Toter gefunden wird. Regie wird Achim von Boerries führen.

Wie viele Folgen es vom neuen HR-"Tatort"-Ermittler geben wird, ist noch unklar. "Da wir als einziger Sender auch selbst produzieren, werde ich machen, was Produzenten ansonsten nie machen können", sagt Jessen: "Ich werde spontan planen. Wir richten uns nach dem Terminkalender eines Weltstars, wollen eine weitere Folge im nächsten Jahr drehen." Jessen stellt sich sozusagen von Kopf bis Fuß auf Tukur ein. "Es ist wie wenn man sich verliebt. Man weiß, es wird schwierig, aber man macht es trotzdem und ist bereit, dafür alles zu tun."

Keinen guten Film mehr verpassen – mit dem Film SMS-Dienst vom Hamburger Abendblatt.