Das Unternehmen ECE, das sonst Einkaufszentren betreibt, investiert in der Neuen Mitte Altona und will dort erstmals Wohnungen bauen.

Hamburg. Die Neue Mitte in Altona gilt nach der HafenCity als zweitgrößtes Neubauprojekt in Hamburg. Bis zu 6000 Wohnungen könnten dort in den kommenden Jahren gebaut werden. Offenbar eine lohnende Investition in die wachsende Stadt: denn jetzt steigt überraschend das bisher als Betreiber von Shoppingcentern bekannte Unternehmen ECE in das Geschäft ein.

Der in Hamburg ansässige Konzern hat eine Fläche von insgesamt 60.000 Quadratmetern von der Holsten-Brauerei gekauft, zum Teil als Konsortium mit anderen Unternehmen aus der Baubranche. Die von Versandhauskönig Werner Otto 1965 als Einkaufs-Center-Entwicklung (ECE) gegründete Firma will dort erstmalig "ausschließlich" Wohnungen bauen, bestätigte ein Unternehmenssprecher. ECE betreibt in 14 Ländern 132 Einkaufscenter und entwickelte bisher auch Büro- und Spezial-Immobilien.

Das neue Betätigungsfeld liegt nun im Plangebiet der Mitte Altona, das insgesamt eine Fläche von rund 30 Hektar innerhalb des sogenannten Gleisbogens umfasst. Südlich der "Quietschkurve", wie es vor Ort gelegentlich heißt. Ein erster Abschnitt von rund 13 Hektar soll bereits von 2012 an realisiert werden können. 1500 bis 2000 Wohnungen könnten dort gebaut werden, heißt es in der Stadtentwicklungsbehörde. Etwa die Hälfte dieser Fläche ist nun in den Besitz von ECE übergegangen.

Die weitere Entwicklung des Gebiets ist mit der Verlegung des Altonaer Fernbahnhofs zur S-Bahn-Station Diebsteich verknüpft - dann würden Bahnflächen für die Bebauung frei. Eine endgültige Entscheidung von der Bahn AG wird im Sommer erwartet

Derzeit wird für das 30 Hektar große Plangebiet ein Masterplan erarbeitet, der Grundlage für einen Bebauungsplan werden soll. Erste grobe Vereinbarungen mit den Grundeigentümern gibt es bereits. Sie sollen sich am Bau von Straßen und Entwässerung, der Erschließung mit rund 30 Millionen Euro beteiligen. Der von dem Architekturbüro André Poitiers entwickelte Entwurf zum Masterplan sieht große Parks und eine Bebauung vor, die sich in ihrer Struktur an den Nachbarhäusern in Altona orientieren soll.

Ob dort nur Mietwohnungen oder auch Eigentumswohnungen gebaut werden, wie hoch der Anteil der Sozialwohnungen sein wird und ähnliche Details seien aber noch offen, sagt Johannes Gerdelmann, der in der Stadtentwicklungsbehörde das Projekt betreut. Auch der Verkauf an ECE ändere daran nichts. "Solche Punkte müssen zwischen Stadt und Eigentümern in einem weiteren Schritt geklärt werden."

Tatsächlich hat die Behörde zur Planung ein umfangreiches Beteiligungsverfahren aufgelegt. Am Mittwoch, 13. April, soll es nach einer Reihe von Infoveranstaltungen ein Auftakttreffen einer "Interessentengruppe" geben, die konkrete Vorschläge der Bürger in das Verfahren einbringen soll.

Anlieger bleiben aber skeptisch: Diese Interessentengruppe sei zwar mehr Beteiligung als bisher, aber "weit weniger, als wir uns gewünscht hätten", sagt Thomas Leske von der Initiative Altopia. Der neue Stadtteil dürfe keine zweite HafenCity werden, wo es nur Wohnraum für Gutverdiener gebe. Gefragt sei dort "die gute Altonaer Mischung" aus vielen Bevölkerungskreisen.

Weitere Infos im Internet unter www.hamburg.de/mitte-altona