Das Erfolgsmodell ist bedroht. Rund 70 Pförtnerlogen der Saga/GWG stehen mangels Finanzierung vor dem Aus. Verhandlungen laufen.

Hamburg. Die Zukunft der rund 70 Pförtnerlogen beim städtischen Wohnungsunternehmen Saga/GWG ist ungewiss. Wegen der Kürzung der Bundesmittel für die Ein-Euro-Jobber und dem daraus resultierenden Personalmangel mussten erste Logen, nach Angaben der CDU Wandsbek sind es bereits zehn, geschlossen werden. Bisher nur vorübergehend. "Aber wenn uns keine Beschäftigten mehr zugewiesen werden, können wir unsere Logen nicht besetzen", sagt Kerstin Matzen, Sprecherin der Saga/GWG. Schließlich würden die Logen ausschließlich mit Langzeitarbeitslosen besetzt.

Damit steht ein Erfolgsmodell auf der Kippe. Denn die Hamburger Pförtnerlogen gelten als bundesweites Vorzeigemodell. Ende der 90er-Jahre war in der Hansestadt die Idee entstanden, sogenannte Hausbetreuer in sozial schwachen Quartieren einzusetzen. Nach einem Pilotprojekt in Kirchdorf wurden schließlich 1999 stadtweit Pförtnerlogen in rund 70 Häusern der Saga/GWG eingeführt. Der Erfolg war so groß, dass andere Städte begannen, das Hamburger Konzept zu kopieren. So gibt es nach Angaben von Saga/GWG mittlerweile auch in Bremen, München, Frankfurt oder Berlin diese Hausbetreuer.

Und der Erfolg spricht für das Konzept: In den Wohnanlagen, die beaufsichtigt werden, verzeichnet die Saga/GWG 60 Prozent weniger Vandalismus. Das Prinzip "Hinsehen statt wegsehen" funktioniere. "Deshalb wünschen wir uns natürlich den Erhalt der Pförtnerlogen", so Matzen.

Noch besteht ein bisschen Hoffnung für das Modell. Derzeit verhandeln Saga/GWG, deren Firmentochter und Beschäftigungsgesellschaft Chance und die Sozialbehörde, wie die Stellen der Pförtner künftig finanziert werden können. "Wir wollen die Logen erhalten", sagt Julia Seifert von der Sozialbehörde. Und Matzen ergänzt: "Die Logen sind in Hamburg ein Erfolgsmodell, wir wollen, dass es weitergeht."

Das hofft auch Rosemarie Santjer. Sie ist eine der "Haus- und Quartierbetreuerinnen", wie die Ein-Euro-Jobber in den Pförtnerlogen genannt werden. "Mein Vertrag läuft Ende Juni aus", sagt die 62-Jährige, die in einem Saga-Haus an der Trommelstraße arbeitet. Dabei bedeute ihr die Aufgabe, die sie seit dem 31. August 2009 wahrnehme, viel. Und nicht nur das: "Ich sehe jeden Tag, dass das hier nicht nur Spaß bringt, sondern für die Mieter, das Haus und das ganze Quartier wirklich wichtig ist." Ihre Aufgabe in dem Haus: regelmäßig durch das Gebäude zu gehen und festzustellen, ob alles in Ordnung ist. "Wenn etwas kaputt ist, informiere ich den Hausmeister." Santjer passt auch auf, dass kein Unbefugter das Grundstück betritt und etwas beschädigt. "Und dann bin ich natürlich auch Ansprechpartner für alle Mieter im Haus."

Die Sozialbehörde weiß um die Bedeutung der Pförtnerlogen. Deshalb hat sie am Freitag der Beschäftigungsgesellschaft Chance und der Saga/GWG ein Angebot unterbreitet. "Dieses Angebot umfasst 100 Hauswartstellen", so Seifert. Bezahlt werden soll diese aus dem Projekt Bürgerarbeit, das derzeit bereits 50 Hauswartstellen unterstützt. Das Projekt Bürgerarbeit wird aus dem europäischen Sozialfonds finanziert. "Damit wären schon mal 150 der ursprünglich 250 Plätze in den Pförtnerlogen gesichert", so Seifert. Die Zukunft der restlichen Stellen bleibe allerdings erst einmal weiter ungewiss.

"Wir sind der Meinung, dass nun auch die Saga/GWG ihren Beitrag zum Erhalt der Einrichtung leisten muss", sagt Seifert. "Immerhin einige der restlichen Stellen werden aus dem klassischen Ein-Euro-Jobber-Topf bezahlt werden können."

Im Bezirk Wandsbek sind die Bezirkspolitiker dennoch beunruhigt. "Ich mache mir Sorgen um die Zukunft der Logen, zumal es erste Schließungen gab", sagt Olaf Böttger von der CDU Wandsbek. Die Hausbetreuer hätten Ruhe in die Brennpunkte gebracht. "Und deshalb kann man doch nicht dort mit den Kürzungen anfangen, wo das Geld am dringendsten gebraucht wird." Eine solche Kürzung werde große Auswirkungen auf das jeweilige Quartier haben. "Deshalb müssen die Bürger jetzt aufstehen und für die Pförtnerloge kämpfen", so Böttger.