Hamburg. Belagerungen, Entführungen, Demonstrationen – immer wieder haben Kurden in Hamburg mit spektakulären Protestaktionen auf die Situation in der Türkei auf sich aufmerksam gemacht. Am 19. April 2012 hatte eine Gruppe von neun jungen Kurden die Hadag-Fähre „Elbmeile“ gekapert. Um 17.23 Uhr waren die jungen Leute unter einem Vorwand auf die Brücke gekommen und hatten das Steuer übernommen. Sie wollten das mit 60 Passagieren besetzte Schiff in die Türkei entführen, um so für die Freilassung des inhaftierten Führers der seit 1993 in Deutschland verbotenen PKK, Abdullah Öcalan, zu demonstrieren. Der Schiffsverkehr auf der Elbe war nach einem Notruf des Kapitäns für 40 Minuten gesperrt.

Die Polizei evakuierte die Fahrgäste und konnte kurz darauf die jungen Aktivisten festnehmen. Verletzt wurde niemand. Der Prozess gegen die mutmaßliche Anführerin wurde Mitte 2013 eingestellt. Als Strafe musste die damals 21 Jahre alte Frau einen Aufsatz schreiben. Thema: Die Grenzen der politischen Meinungsäußerung und Demonstrationsfreiheit neben den Grundrechten anderer Menschen.

Schon seit den 1980er-Jahren sind Sympathisanten der kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Hansestadt aktiv. Ziel der PKK, die unter anderem in der Türkei, der EU und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft wird, ist die Gründung eines unabhängigen kurdischen Staates. So waren 20 Kurden im Februar 2012 nach einer Demonstration in der Innenstadt ins Hamburger Rathaus eingedrungen und hatten Parolen gerufen. Eine der spektakulärsten Aktion kurdischer Aktivisten fand am 17. Februar 1999 statt. 20PKK-Aktivisten waren in die SPD-Partei-Zentrale im Kurt-Schumacher-Haus eingedrungen und hatten es neun Stunden lang besetzt. Der Schaden betrug 50.000 Euro. Zwei der Drahtzieher waren später zu mehr als zweijährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Bereits am Montagabend dieser Woche hatten 300 Kurden vor dem Hamburger Rathaus gegen den IS-Terror im Nahen Osten demonstriert. Sie waren durch den Hauptbahnhof Richtung Rathausmarkt gezogen. Die Polizei schätzte die Grundstimmung als „aggressiv“ ein. Eine Gruppe von 50 Personen verwüstete später einen türkischen Imbiss am Steindamm. Die Demonstranten fordern Unterstützung für die Kurden in der syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane.