Pilotprojekt richtet Unterricht auf den Einsatz Neuer Medien aus. Schüler ohne eigenen Computer werden von der Schule ausgestattet

Hamburg. Digitale Medien haben an Hamburgs Schulen längst Einzug gehalten. Bereits an den Grundschulen lernen die Kinder das Internet und Lernsoftware kennen, schreiben E-Mails, lernen die Recherche im Netz und untersuchen im Sachunterricht die Bestandteile von Computern. An den weiterführenden Schulen üben die Jugendlichen, computergestützte Präsentationen zu erstellen, machen im Matheunterricht Tabellenkalkulationen und bearbeiten in Projekten mithilfe der neuen Technik Bilder und Musik.

Inzwischen haben in 57 Prozent aller Hamburger Schulklassen Whiteboards die früheren Kreidetafeln abgelöst. „Für die meisten Lehrer und Schüler gehören Computer mittlerweile selbstverständlich zum Unterricht dazu“, sagte Schulsenator Ties Rabe. Doch der SPD-Politiker will noch einen Schritt weitergehen und den Unterricht mit dem Pilotversuch an zunächst sechs Schulen ganz gezielt auf den Einsatz von Laptops und Tablet-Computern ausrichten, die die Schüler selbst von zu Hause mitbringen. Was bislang an vielen Schulen ausdrücklich verboten ist, sollen die Jugendlichen nun zwei Jahre aktiv betreiben.

Die Lehrer der Pilotschulen bekommen spezielle Fortbildungen

„Smartphone und Tablet sollen nicht mehr heimlich unter der Bank benutzt, sondern Grundlage eines neuen Unterrichts werden“, so Rabe. Um zu verhindern, dass Jugendliche, die keine oder veraltete Geräte haben, benachteiligt werden, sollen die Schulen ein Konzept entwickeln, wie sie ihnen Laptops aus Mitteln beispielsweise des Selbstbewirtschaftungsfonds zur Verfügung stellen. „Es wird sichergestellt, dass alle Schüler ohne Diskriminierung teilnehmen können“, versicherte Rabe. Geschrieben werde weiterhin auch mit der Hand; das sei auch an den computergesteuerten Whiteboards möglich. Die teilnehmenden Schulen werden unterstützt: Eltern und Schüler bekommen Beratung, Lehrkräfte werden spezielle Fortbildungsangebote nutzen.

Am Landesinstitut für Lehrerfortbildung und Unterrichtsentwicklung (LI) wird ein Fortbildungspaket entwickelt, mit dem die Nutzung digitaler Lernmaterialien – seien es Online-Schulbücher oder spezielle Lernsoftware – unterstützt wird. Für Fragen und den Erfahrungsaustausch wird eine Online-Plattform geschaffen.

Bedenken, gegen den Willen der Eltern zu agieren, gebe es nicht, sagte Rabe. Hier hätten in allen Fällen Beschlüsse der Schulkonferenzen vorgelegen – und der Elternvertreter selbst. Welche Klassen konkret Laptop gegen Hefte tauschen werden, obliege ebenfalls allein der Entscheidung der Schulen.

Rabe ist sich sicher, dass die zu testende Art des Unterrichtens die Zukunft ist. „Ich bin auch fest davon überzeugt, dass wir überholt werden von einer Entwicklung, die die Kinder sowieso machen, wenn wir das nicht in der Schule aktiv aufgreifen.“ Das Kurt-Körber-Gymnasium in Billstedt setzt bereits seit einigen Jahren auf die Nutzung digitaler Geräte im Unterricht. Seit dem Schuljahresbeginn 2011 werden Oberstufenschüler mit eigenen Tablet-Computern ausgestattet, mit denen sie bis zum Abitur lernen. „Paducation“ nennt sich das Projekt.

Im Bereich der Informatik will die Schulbehörde einen weiteren Schritt gehen: Die Stadtteilschule Walddörfer, die Otto-Hahn-Schule, das Charlotte-Paulsen- und das Lerchenfeld-Gymnasium werden in den kommenden beiden Schuljahren beispielhafte schulische Informatik-Lehrpläne entwickeln. In unterschiedlichen Jahrgangsstufen von Klasse 5 bis zur Oberstufe werden Unterrichtsvorhaben konzipiert, durchgeführt, reflektiert und weiterentwickelt. Alle teilnehmenden Schulen erarbeiten darüber hinaus einen stimmigen Gesamtlehrplan.

Als inhaltliche Eckpunkte wurden unter anderem die Analyse und Nutzung von Informatiksystemen, das Kennenlernen von Anwendungsbereichen, die digitale Repräsentation und Verarbeitung von Informationen, die Grundlagen digitaler Kommunikation, algorithmische Grundlagen, grafische und textuelle Programmiersprachen, logische Datenstrukturierung, eine objektorientierte und funktionale Modellierung und Programmierung sowie die Auseinandersetzung mit theoretischen Grenzen von Informatiksystemen festgelegt.

Das Pilotprojekt an sechs Schulen soll im Schuljahr 2014/2015 starten und zunächst zwei Jahre lang laufen. Für die Durchführung des Pilotprojekts werden insgesamt rund 92.000 Euro investiert.