Methoden sollten sich ändern, Inhalte nicht, findet Abendblatt-Redakteurin Insa Gall

Die Vorstellung wird vor allem für viele Erwachsene ganz schön gewöhnungsbedürftig sein: Anstelle von Tafeln hängen computergestützte Whiteboards im Klassenzimmer. An den weiterführenden Schulen beugen sich die Schüler nicht länger über Schulhefte und Reclam-Literaturheftchen, sondern über ihre Laptops. Und statt Stifte über Schulhefte fliegen Cursor über die Bildschirme.

Doch wer Kinder in diesem Alter hat oder kennt, der weiß, dass sie ohnehin wie selbstverständlich in einer digitalen Welt leben. Und dort oft viel besser zurechtkommen als ihre Eltern. Nachmittags chatten die Jugendlichen in ihren Klassengruppen bei WhatsApp, recherchieren für das Geografie-Referat im Internet und laden Bilder für ihre Deutsch-Präsentation hoch, die wo entstanden ist? Am Computer natürlich. Vormittags dagegen im Unterricht läuft noch vieles analog.

Diese beiden Welten will der Pilotversuch an sechs Hamburger Schulen zusammenbringen – und eine Brücke schlagen zwischen den Alltagsgewohnheiten der Schüler und dem Unterricht. Dabei lernen die Jugendlichen nicht nur den versierten Umgang mit Neuen Medien, wie er von ihnen in der Arbeitswelt später ohnehin in vielen Branchen verlangt wird, sondern werden sensibilisiert für die Probleme und Risiken. Auch das ist ausdrücklich Teil des Programms. Nicht gleich den Unterricht an allen Schulen umzukrempeln, sondern den stärkeren Einsatz von Computern zunächst an einigen Standorten auszuprobieren, scheint der richtige Weg. Denn sicher sind Internet und die häufige Nutzung Neuer Medien nicht ohne Risiken. Wo sie liegen und wie groß sie sind, wird der Pilotversuch zeigen. Auch, ob die Schüler ihre Laptops und Smartphones häufig privat im Unterricht nutzen und das Schreiben mit der Hand verlernen. Wichtig ist es, aus diesen Erfahrungen richtige Schlüsse zu ziehen.

Niemand wünscht sich lauter kleine Computer-Nerds als nachfolgende Generation. Es geht um die Arbeitsmittel und Lernmethoden, die sich ändern. Die Inhalte des Unterrichts und Kompetenzen, die die Schüler erwerben, sollten es nicht.