Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge schlägt „Friedenstag“ vor. Linke plädieren für Abschaffung

Neustadt. Der Volkstrauertag erinnert seit dem Ersten Weltkrieg an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. In diesem Jahr findet die zentrale Gedenkveranstaltung mit mehr als 1000 Gästen im Michel statt. Doch der Gedenktag stößt auf zunehmendes Desinteresse in der Gesellschaft, vor allem bei jüngeren Menschen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft, Norbert Hackbusch, fordert sogar: „Der Volkstrauertag sollte abgeschafft werden. Der passt nicht mehr in die Zeit.“

Trauerarbeit sollte nicht gesellschaftlich und staatlich verordnet werden, sagte Hackbusch dem Abendblatt. „Vielmehr geht es um die individuelle Bewältigung von Trauer, zum Beispiel in den Kirchen und Moscheen.“ Doch dazu brauche es keines offiziellen Gedenktages. Für den Landesvorsitzenden des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Senator a. D. Reinhard Soltau, ist der Volkstrauertag dagegen unverzichtbar. Er sei ein Tag des Dankes für den Frieden in Europa und Verpflichtung, nicht nachzulassen im Einsatz für den Frieden. Allerdings plädiert der FDP-Politiker für einen erweiterten Namen für diesen Tag. „Die Jugendarbeit des Volksbundes steht unter dem Leitwort: Erinnern für die Zukunft – Arbeit für den Frieden. Ich rege deshalb an, dass wir diese Ausrichtung auf eine friedliche Zukunft auch in der Bezeichnung des Gedenktages zum Ausdruck bringen und den Tag doppelt benennen.“ Nach Soltaus Vorschlag soll er künftig „Volkstrauertag – Friedenstag“ heißen.

Bei der Gedenkveranstaltung am Sonntag im Michel (Beginn: 14Uhr) werden neben Ex-Bildungssenator Soltau auch Bischöfin Kirsten Fehrs und die Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sprechen. Kranzniederlegungen sind in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und vor dem Mahnmal St.Nikolai geplant. In St.Jacobi findet ein Gedenkgottesdienst für die Opfer an den EU-Außengrenzen statt. Der Hamburger Dom öffnet an diesem Sonntag erst eine Stunde später – und zwar um 15Uhr. In anderen Städten wie Köln sind dagegen Volksfeste am Volkstrauertag sowie am Totensonntag untersagt.