Ties Rabe (SPD) nach Kritik der Opposition: „Wir müssen kleine Anlaufschwierigkeiten überwinden“. Fast alle Grundschulen bieten die Ganztagsbetreuung an.

Hamburg. Erst vor wenigen Tagen hatte die Opposition Schulsenator Ties Rabe (SPD) für die Situation der Ganztagsbetreuung an Schulen (GBS) scharf kritisiert. Am Freitag stellte Rabe eine Zwischenbilanz zur GBS vor und zeigte sich zufrieden. „Der Start ist hervorragend gelaufen“, sagte er.

Seit acht Wochen bieten bis auf drei Einrichtungen alle Grundschulen die Ganztagsbetreuung an. „Der neue Senat hat die Zahl der Ganztagsgrundschulen in nur zweieinhalb Jahren von 53 auf 200 fast vervierfacht und die Zahl der kostenlosen Betreuungsplätze um mehr als 10.000 auf rund 37.000 gesteigert“, sagte Rabe. Damit besuchen 68 Prozent der Grundschulkinder die Nachmittagsangebote.

Jedoch räumte er ein, dass zu Anfang noch nicht alles perfekt laufe. „Wir müssen kleinere Anlaufschwierigkeiten einzelner Standorte überwinden und Schritt für Schritt die Qualität weiter verbessern.“ So hätten etwa viele Eltern ihre Kinder erst weit nach Anmeldeschluss angemeldet. Die Folge: An einigen Schulen haben sich die Gruppen stark vergrößert. Außerdem haben mehrfach ungeahnte Bauprobleme die Fertigstellung der Kantinen verzögert.

Hinzu kommt, dass es an einzelnen Standorten wegen unglücklicher Krankheits- und Urlaubszeiten zu Personalengpässen gekommen sei, sagte Rabe und wehrte sich gleichzeitig erneut gegen die Vorwürfe der 23 Eltern der Grundschule Bahrenfelder Straße, die dem Senator eine Sammelbeschwerde geschickt hatten. An der Schule waren zwei Erzieher elf Tage krank. „Die Kinder waren aber nicht unbeaufsichtigt in dieser Zeit. Die Eltern, die gegen den Engpass protestieren, waren mit dem Ersatzpersonal nicht zufrieden.“

Trotz der einen oder anderen Hürde: Ties Rabe ist zufrieden mit der GBS. „Die sehr hohen Anmeldequoten zeigen, dass wir richtig gehandelt haben und die Kinder gerne die Ganztagsschule besuchen. Für ein so gewaltiges Reformvorhaben gibt es erstaunlich wenig Anlaufprobleme.“ Bei der GBS in Hamburg handele es sich um die größte Schulreform und gleichzeitig um seine kleinste Baustelle, betonte Rabe. Darüber hinaus kenne er kein anderes Bundesland, das mehr Geld in die Ausstattung der Ganztagesbetreuung investiere als Hamburg. Um Unterrichtsräume nachmittags besser nutzen zu können, sollen Ausstattung und Mobiliar verbessert werden. Allein für den Bau von rund 120 Schulkantinen sind rund 100 Millionen Euro vorgesehen. Geplant ist, noch in diesem Jahr 70 Schulkantinen fertigzustellen, 45 sind bereits in Betrieb. 2014 sollen noch einmal 32 Küchen und Speiseräume an Grundschulen eingerichtet werden. „Nachdem bisher jährlich weniger als zehn Kantinen gebaut wurden, ist dieser gewaltige Ausbau eine große Leistung“, sagte der Senator, der exemplarisch die vor Kurzem fertiggestellte Kantine der Grundschule Beim Pachthof vorstellte.

Seit März können die Jungen und Mädchen der Grundschule in Horn ihre neue Kantine nutzen. „Das Essen ist total lecker“, sagte Tracy. Nicht nur die Blumenkohlsuppe, auch die klein geschnittenen Gurken und Möhren kommen an bei der Sechsjährigen und ihren Mitschülern. Tracy gefällt es, ihre Nachmittage in der Schule zu verbringen. „Weil ich hier mit all meinen Freunden spielen kann.“ Und die Hausaufgaben müsse sie auch nicht allein machen. Noch etwas ist Tracy sehr wichtig: „Die Erzieherinnen sind sehr nett.“ Die Schule Beim Pachthof zählt zu den 125 Grundschulen, die freie Träger mit der Organisation des Ganztagsangebots unter dem Dach der Schule beauftragt haben, 75 Schulen organisieren das in eigener Regie. 23 Schüler werden in einer Gruppe betreut. „In der Praxis sind die Gruppen aber nur zu 80 Prozent belegt, weil die Kinder nicht an allen Tagen da sein müssen“, so Rabe.

Mit Blick auf die Zukunft geht es ihm darum, den Vor- und Nachmittag sinnvoll zu verzahnen. „Schule und Träger sollen zusammen Schule entwickeln.“ Grundlage des Ganztagsausbaus ist ein von der Vorgängerregierung entwickeltes Konzept, das der SPD-Senat laut Schulbehörde verbessert hat: Die Mittel wurden von 80 auf 109 Millionen Euro jährlich erhöht, das Personal um 25 Prozent aufgestockt.