22 Bauprojekte in den sieben Bezirken mit rund 7000 geplanten Einheiten verzögern sich - zum Teil seit Jahren. Ein Überblick

Hamburg. Im Wohnungsbau will der Senat klotzen, oft geht es aus sehr verschiedenen Gründen aber nur kleckerweise voran: Zusammengerechnet verzögert sich derzeit der Bau von etwa 7000 Wohnungen in 20 ausgewählten Projekten, wie eine Übersicht aus den sieben Bezirken zeigt:

1. Weil die Bahn mit der Bahnhofsverlegung von Altona nach Diebsteich zögert, stockt der zweite Abschnitt der Neuen Mitte Altona. Erst Ende des Jahres soll es eine Entscheidung geben - die schon für 2010 avisiert worden war. Wenn die Gleise abgebaut werden, könnten in diesem Abschnitt rund 1800 Wohnungen gebaut werden. Nun erwägt die Bahn aber doch wieder, die alten Gleisanlagen zu sanieren.

2. Mit dem Bebauungsplan Rissen 45 sollen nahe dem Krankenhaus rund 200 Wohneinheiten, meist in Einfamilien- und Reihenhäusern, gebaut werden. Fast zehn Jahre lag der Plan in den Schubladen, weil sich Bahn und Behörden um die Finanzierung einer Brücke über die Gleise stritten, die das Gebiet erschließen soll. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab.

3. Auf Sportflächen am Hemmingstedter Weg wollte ein Investor 236 Wohnungen bauen. Im Gegenzug sollte den Vereinen Kunstrasen spendiert werden. Allerdings hatte die Bezirkspolitik immer versprochen, Grün- und Sportflächen in Altona nicht zu bebauen. Auch eine Bürgerinitiative gegen die Bebauung bildete sich - und hatte Erfolg. Der Investor verkündete jedenfalls seinen Ausstieg.

4. Gegenüber der Ikea-Baustelle, am Goetheplatz an der Großen Bergstraße, plant das Unternehmen Bruhn-Immobilien einen schachtelartigen Block mit gut 60 Wohnungen. Der Bau würde weit in den bisherigen Platz hereinragen. Anwohner protestierten und zogen sogar den Oberbaudirektor auf ihre Seite, sodass sich die Planung verzögerte. Doch die Bezirkspolitik setzte sich durch und sprach sich für den Bau aus. Noch laufen aber die Gespräche.

5. Ein Bürgerbegehren stoppte den Saga-Abrissplan für die gut 130 Jahre alten Elbtreppenhäuser in Neumühlen, die dort 20 neuen Wohnungen weichen sollten. In Kürze sollen neue Gutachten zur Sanierung vorliegen.

6. Bereits im Jahr 2009 gab es eine erste Bauvoranfrage auf einen Teilabriss an der Breiten Straße. Nachdem die Kulturbehörde Denkmalschutz für die zwei Gründerzeithäuser abgelehnt hatte, sollen nun die Häuser abgerissen werden - was auf Widerstand einer Initiative stößt. Die Bezirkspolitik war zunächst gegen einen Abriss, nun gibt es aber eine große Mehrheit für den geplanten Neubau von rund 25 Wohnungen.

7. Auf dem DRK-Grundstück (13.000 Quadratmeter) am Behrmannplatz sollten eigentlich bis 2013 rund 200 neue Saga-Wohnungen entstehen. Der Verkauf platzte 2012, das DRK bleibt. Nun soll nach SPD-Willen wenigstens das benachbarte THW-Gelände am Spritzenweg bebaut werden. Reihenhäuser sollen entstehen.

8. Am Lokstedter Rimbertweg sollen zwei viergeschossige Häuser mit 16 geförderten und 24 frei finanzierten Wohnungen entstehen. Weil die Schiffszimmerer-Genossenschaft die Gebäude auf Parkplätzen errichten lassen will, gibt es Ärger. Mieter fühlen sich übergangen und protestieren. Statt der 117 Stellplätze werden es nur noch 97 sein.

9. Etwa 150 neue Wohnungen in der Wulffschen Siedlung (Langenhorn 73) lassen derzeit auf sich warten. Die Bürgerinitiative "Stoppt Langenhorn 73" hatte 2011 einen Bürgerentscheid gegen den Abriss und Neubau der sanierungsbedürftigen Siedlung gewonnen. Der Senat jedoch zog das Verfahren im März 2012 an sich. Bis zum Frühjahr soll ein städtebaulicher Vertrag geschlossen werden, damit in diesem Jahr die Planungen für den Baubeginn 2014 erarbeitet werden. In den nächsten 15 Jahren soll die Siedlung schrittweise abgerissen und neu aufgebaut werden. Bisher gibt es 546 Mietwohnungen in 34 Häusern.

10. Die 435 Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser auf Finkenwerder könnten gebaut werden, wenn der Bebauungsplan "Finkenwerder 32" umgesetzt werden würde. Doch im Bereich zwischen Landscheideweg und Norderdeich herrscht Stillstand - obwohl der Bebauungsplan bereits 2009 aufgestellt wurde. Fünf Anlieger haben vor dem Oberverwaltungsgericht Hamburg 2010 ein Normenkontrollverfahren beantragt. Eine Entscheidung ist nicht in Sicht: Das Gericht hatte bis Mitte 2012 das Verfahren ruhen lassen, Vergleichsverhandlungen sind gescheitert.

11. Seit 2007 gibt es den Plan, auf dem Schulgelände am Oststeinbeker Weg in Billstedt Wohnungen zu bauen. Doch dieses Ziel rückt jetzt nach Ansicht der Bezirkspolitik in weite Ferne. Auf dem Gelände sollen zunächst 69 Plätze für Flüchtlinge geschaffen werden. Anwohner und Lokalpolitik protestieren gegen den Plan der Stadt.

12. Das Baugebiet Röttiger-Kaserne südlich der Cuxhavener Straße in Fischbek, wo 770 Wohnungen für gut 2500 Menschen geplant sind, sollte ursprünglich viel schneller erschlossen werden. Doch noch wird über Kampfmittelsondierung, Erhalt von Bäumen und Kosten verhandelt.

13. Am Harburger Binnenhafen befinden sich 200 Wohnungen in der Warteschleife. Grund: Lärmproblematik. Die starke Mischnutzung von Gewerbe und Wohnen in diesem Bereich erfordert besonders sensible Planungen.

14. Etwa 200 Wohnungen sind geplant, aber die Entwicklung des früheren Geländes der New York-Hamburger Gummi-Waaren Compagnie (NYH) an der Hannoverschen Straße/Neuländer Straße/Nartenstraße zieht sich. Bei Messungen wurden als krebserregend eingestufte Nitrosamine festgestellt. Frühestens 2014 kann es losgehen. Auch hier gibt es Konflikte wegen des Verkehrs und der Lärmbelastung.

15. An der Matthias-Strenge-Siedlung richtete sich ein Bürgerentscheid gegen 54 geplante Häuser, die die alten Siedlungshäuser ersetzen sollten. Die 1000 Quadratmeter großen Grundstücke sollten geteilt und mit zwei Häusern bebaut werden. 2012 wurde das Projekt vom Senat evoziert. Die Bezirkspolitik handelte einen Kompromissvorschlag aus: Jetzt sollen vier Mehrfamilienhäuser mit maximal je sechs Wohneinheiten gebaut werden, ansonsten durchgehend Ein- und Zweifamilienhäuser.

16. Am Hinsenfeld waren 165 Wohneinheiten geplant - Anwohner legten Protest ein. Die Bezirkspolitik einigte sich nun mit der Bürgerinitiative auf alternative Flächen am Fiersbarg und am Spechtort - es bleiben 165 Wohneinheiten. Baustart ungewiss.

17. Etwa 60 bis 100 Wohneinheiten waren an der Oktaviostraße auf einem Sportplatzgelände geplant. Eine Bürgerinitiative gründete sich. Bezirkspolitik und Anwohner einigten sich auf nur noch 24 Wohneinheiten.

18. Auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne an der Jenfelder Au waren 720 Wohneinheiten angedacht. Baubeginn sollte 2008 sein. Doch es gab Streit um die Erschließungskosten (unter anderem ist ein innovatives Entwässerungssystem geplant), die Planungen wurden geändert. Nun sollen 770 Wohnheiten entstehen. Doch die Kampfmittelräumung erweist sich als aufwendiger als gedacht. Erst demnächst erfolgt der Baustart.

19. Am Grützmühlenweg sind 16 Reihenhäuser auf einem Gelände geplant, auf dem früher zwei Einfamilienhäuser standen. Anwohner legten Widerspruch ein. Das Verfahren läuft noch. Ausgang: ungewiss.

20. Das geplante Pergolenviertel zwischen Rübenkamp und City Nord soll 1350 neue Wohnungen bringen, 60 Prozent davon gefördert. Doch dafür soll die Hälfte der 330 dort ansässigen Kleingärten weichen, weshalb sich Protest regt. Laut Bezirk Nord soll das Großprojekt am Stadtpark 2014 beginnen. Das Konflikt- und Verzögerungspotenzial ist hoch.

21. Ein anderer Konflikt verzögert derzeit an der Bahrenfelder Chaussee/ Von-Sauer-Straße ein Projekt: Dort wollte ein Investor zunächst Eigentumswohnungen und ein Hotel bauen. Der Bezirk pocht auf den Bau von öffentlichen geförderten Wohnungen, die nun in einem Studentenwohnheim realisiert werden sollen. Der Flächenanteil ist der Politik aber zu gering: 220 Wohnungen warten auf Fertigstellung.

22. Ein ähnlicher Fall blockiert an der Thadenstraße rund 170 Wohnungen. Auch dort gibt es Streit um den von der Politik geforderten Anteil von Sozialwohnungen.