Die Pläne des Senats stoßen an Grenzen: Lange Genehmigungsverfahren und Bürgerproteste verzögern Bauprojekte teils um Jahre.

Hamburg. Der ehrgeizige Wohnungsbauplan des Hamburger SPD-Senats stößt immer wieder an Grenzen: Derzeit ist der Bau von rund 7000 Wohnungen blockiert. Das zeigt eine Überprüfung der größten Projekte in den sieben Hamburger Bezirken.

Die Gründe sind dafür vielfältig: Mal verhindern - wie auf Finkenwerder - Anwohner seit Jahren gerichtlich den Bau von mehr als 400 Einfamilienhäusern in ihrer Nachbarschaft, ein andermal - wie in der Neuen Mitte Altona - verzögert sich der Bau von gut 1800 Wohnungen, weil sich die Deutsche Bahn mit der Bahnhofsverlegung von Altona nach Diebsteich viel Zeit lässt. Nach Aussage der Stadtentwicklungsbehörde ist es inzwischen vor allem das Planungsrecht selbst, das einer schnellen Umsetzung von Wohnungsbauprojekten in Hamburg im Wege steht. Erst an zweiter Stelle folgten Bürgerproteste.

Gerade hier sei es aber "gelungen, einige Konflikte gemeinsam mit den Bezirken und den zuständigen Behörden zu lösen", sagt Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD). So habe die Stadt in Wandsbek an der Oktaviostraße gemeinsam mit den Bürgern eine Lösung gefunden, die beiden Seiten gerecht werde. Blankau: "Bei Planungsprozessen, die in unserer Hand liegen wie zum Beispiel bei der Neuen Mitte Altona, beteiligen wir die Bürgerinnen und Bürger schon frühzeitig." Es sei aber nicht einfach, Hindernisse so aus dem Weg zu räumen, "dass alle Beteiligten damit einverstanden sind".

Der Landesverband der freien Wohnungsunternehmen kritisiert den mitunter langen Zeitraum, den ein Bauprojekt in Hamburg von der Planung bis zur Realisierung benötige. Wesentlicher Verzögerungsgrund seien die oft "langwierigen Baugenehmigungsprozesse", sagt die Geschäftsführerin des Landesverbands, Verena Herfort, und verweist auf eine Umfrage unter den rund 200 Verbandsmitgliedern. Aber auch die hohen Grundstückspreise in Hamburg seien häufig als Grund dafür genannt worden, dass Wohnungsbaupläne nicht umgesetzt werden könnten, sagt Herfort.

In der Praxis dürften auch die politischen Vorgaben des Senats manches Projekt verzögern. So soll ein Drittel der jährlich 6000 Wohnungen, deren Bau sich der Senat zum Ziel gesetzt hat, geförderte Wohnungen mit günstigen Mieten sein. Und das schafft Probleme, wie der FDP-Planungsexperte in Altona, Lorenz Flemming, sagt. Derartige Vorgaben seien zu strikt und ließen sich manchmal auch nicht finanzieren. Allein im Bezirk Altona komme der Bau von rund 400 Wohnungen aus diesem Grund nicht voran.

Streit um die Bebauung von Grünflächen allerdings gibt es gegenwärtig kaum. Selbst der BUND-Landesvorsitzende Manfred Braasch spricht von einer "entspannten Lage". Dies könnte sich aber schon bald ändern. Angesichts von 6000 neuen Wohnungen im Jahr müssten die übergeordneten Flächen- und Landschaftspläne Hamburgs dringend überarbeitet werden, um Grünflächen vor einer Bebauung zu schützen, fordert Braasch. Andernfalls könnten sich um solche Areale künftig neue Konflikte entwickeln - die noch mehr Wohnungsbauprojekte verzögern.