Wandsbeker CDU-Kreischef will nun doch eine zentrale Anhörung aller Bundestagskandidaten. Drei Bewerber hatten Verfahren kritisiert.

Wandsbek. Nun also doch: Der CDU-Kreisverband Wandsbek wird zu einer zentralen Anhörung aller Bundestags-Direktkandidaten einladen. "Ich werde einen solchen Vorschlag dem Kreisvorstand machen", sagte der CDU-Kreischef Frank Schira dem Abendblatt. Wenn die Führungsspitze der Wandsbeker Partei am Sonnabend zusammenkommt, wird es auch um einen Termin für das Kandidaten-Hearing gehen, weil die Zeit drängt. Am 4. Februar entscheidet die Wahlkreis-Mitgliederversammlung, wer für die CDU in Wandsbek ins Rennen geht.

In den vergangenen Tagen war es zu einer heftigen innerparteilichen Kontroverse gekommen, weil zwei der drei Bewerber um die Wandsbeker Direktkandidatur das Verfahren als unfair kritisiert hatten. Auslöser war eine Ortsversammlung der Rahlstedter CDU zur Bundestagswahl, zu der der frühere Bürgerschaftsabgeordnete Joachim Lenders und der Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke nicht eingeladen waren. Lenders, der ebenso wie Klimke in den Bundestag will, hatte daraufhin von "Hinterzimmerstrukturen" gesprochen. Klimke, der von dem Termin erfahren hatte, nahm daran teil. Eingeladen war lediglich der dritte Bewerber, CDU-Kreischef Frank Schira. In einer geheimen Abstimmung erzielte Klimke mit 40 zu 53 Stimmen ein überraschend gutes Ergebnis. Eigentlich gilt der größte Ortsverband im Nordosten mit dem Vorsitzenden Karl-Heinz Warnholz als "Schira-Land".

Ursprünglich wollte die Wandsbeker CDU lediglich dezentrale Veranstaltungen in den Ortsverbänden anbieten, auf denen die Kandidatenfrage erörtert werden sollte. Welche Kandidaten daran teilnehmen, war eher dem Zufall überlassen. Zu dem zentralen Hearing sollen nun alle Kandidaten eingeladen werden, um ihre Beweggründe für die Bewerbung vorzustellen und dann die Fragen der Mitglieder zu beantworten.

"Ich finde die Entwicklung gut", sagte der CDU-Landeschef Marcus Weinberg. Der Altonaer Bundestagsabgeordnete hatte ein offenes und transparentes innerparteiliches Verfahren zur Bestimmung der Direktkandidaten gefordert. Im Gegensatz zu anderen Parteien bestimmt die CDU per Urwahl aller im Wahlkreis lebenden CDU-Mitglieder, wer für die Partei direkt im Bundestagswahlkreis kandidiert.

Das Vorgehen der Wandsbeker CDU war in den übrigen Kreisverbänden auf Kritik gestoßen. Im Kreisverband Nord, wo es mit dem Bundestagsabgeordneten Dirk Fischer und der Rechtsanwältin Petra Raßfeld-Wilske zwei Bewerber gibt, können sich die Mitglieder bei zwei Anhörungen informieren. Schiras Kehrtwende in der Frage des Hearings ist nach Abendblatt-Informationen auch auf Druck aus der Partei zurückzuführen.

Die Wandsbeker Kalamitäten lassen sich zum Teil mit internen Zwistigkeiten erklären: So ist der CDU-Ortverband des Kerngebiets Wandsbek unter dem Vorsitz des Bürgerschaftsabgeordneten Ralf Niedmers seit Jahren im Kreisverband isoliert. Dem Wandsbeker Ortsverband gehört Polizeigewerkschafter Lenders an, der sich um die Direktkandidatur bewirbt. Der Rahlstedter CDU-Vorsitzende Warnholz und Kreischef Schira bilden ein politisches Tandem und halten größtmögliche Distanz zu Niedmers und seinen Parteifreunden.

Sollte sich Schira als Wandsbeker Direktkandidat durchsetzen - was nicht sicher, aber immer noch wahrscheinlich ist -, dann kommt auf den Kreischef und Vizepräsidenten der Bürgerschaft das nächste Problem zu: Er muss versuchen, sich auf der CDU-Landesliste möglichst weit vorn zu platzieren. Nach Lage der Dinge ist es derzeit eher unwahrscheinlich, dass die CDU in Hamburg viele Direktmandate holt.

Auf Platz eins der Landesliste gilt Parteichef Weinberg als gesetzt. Schiras Anspruch zielt auf Listenplatz zwei, weil Wandsbek der größte Hamburger Kreisverband ist. Aber auch dem Eimsbütteler Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse werden Ambitionen auf diesen Platz nachgesagt. Und dann gibt es Bestrebungen, eine Frau unter den ersten drei zu platzieren. Das könnte auf die frühere Senatorin Herlind Gundelach hinauslaufen, die im Wahlkreis Harburg/Bergedorf antreten will, oder auf Petra Raßfeld-Wilske, falls sie sich in Hamburg-Nord durchsetzt.