Die HVV-Preise steigen im kommenden Jahr um durchschnittlich 1,8 Prozent. Der Senat hat zugestimmt, Kritik gibt es von der Opposition.

Hamburg. Bus- und Bahnfahren wird im kommenden Jahr teurer: Der Senat hat gestern einer Anhebung der HVV-Tarife um durchschnittlich 1,8 Prozent vom 1. Januar an zugestimmt. Betroffen ist der Großteil der Fahrkartenpreise, ausgenommen sind lediglich Kindereinzel- und Kindertageskarten sowie die Kurzstreckentickets. Für eine Einzelfahrt im Großbereich (2 Ringe) steigt der Preis von heute 2,70 Euro auf 2,75 Euro, eine Ganztageskarte im selben Bereich erhöht sich von 6,30 Euro auf 6,50 Euro. Begründet wird die Preisanhebung erstmals mit einer Orientierung an einem selbst kalkulierten Index des HVV, der auf der Entwicklung der allgemeinen Verbraucherpreise sowie der Entwicklung von Energiepreisen und Personalkosten basiert. Für die Jahre 2009 und 2010 ergibt sich demnach ein Preisanstieg von insgesamt 5,18 Prozent.

Bei den neuen Tarifen wurde die Preisanhebung vom 1.1.2009 um 3,3 Prozent berücksichtigt, sodass sich für 2010 ein durchschnittlicher Anstieg um 1,8 Prozent ergibt. "Durch den Index soll die Preisgestaltung für den Verbraucher nachvollziehbarer und weniger willkürlich sein", sagt HVV-Sprecherin Gisela Becker.

Unverständlich ist die Begründung dennoch. Denn während der HVV die Preise erhöht, sind die Lebenshaltungskosten in Deutschland im September im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter zurückgegangen. Laut Statistischem Bundesamt sank der Verbraucherpreisindex um 0,3 Prozent. Grund sind unter anderem Preisrückgänge bei den Mineralölprodukten von minus 18,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Es ist fraglich, ob das Signal angesichts der sinkenden Energiepreise klug ist", sagte Birger Wolter, Hamburger Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn zu den aktuellen Preiserhöhungen. Die HVV-Sprecherin rechtfertigt hingegen die Erhöhung mit gemittelten Durchschnittswerten aus den vergangenen drei Jahren. Die durch die Erhöhung erzielten Einnahmen sollen in die Verbesserung von Angeboten und Leistungen des HVV fließen.

So sollen die Taktverdichtung im Bereich der Metrobusse verbessert und neue Buslinien eingerichtet werden. Für 2010 rechnet der HVV mit rund fünf Millionen Euro Investitionen im Busverkehr und in die Versorgung der sieben Umlandkreise. Kritik kommt von Ole Torben Buschhüter von der SPD-Fraktion. "Im vorigen Herbst hatte der HVV mit der Preiserhöhung eine Angebotsoffensive angekündigt. Dieses Versprechen wurde aber größtenteils nicht eingehalten. Es darf nicht nur bei Ankündigungen bleiben." Enno Isermann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, rechtfertigte dagegen die erhöhten Fahrkartenpreise: "Der HVV muss ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung haben, damit Züge und Busse vernünftig gewartet werden." Sonst drohten "Berliner Verhältnisse" mit kaputten S-Bahnen.

Von 2003 auf 2008 stieg die Zahl der Fahrgäste von 535 Millionen auf jährlich 638,1 Millionen. Für 2009 wird mit einem Zuwachs von 1,2 Prozent gerechnet. Allerdings decken laut Becker die Einnahmen durch Fahrkarten nur 60 Prozent der Kosten. 2008 nahm der HVV 557,1 Millionen Euro ein. Demnach ergibt sich ein jährliches Defizit von 222,84 Euro. Getragen wird es von der Stadt und den Umland-Gemeinden.