Hamburg. Bei den Jugendämtern in den Bezirken sind im vergangenen Jahr 9425 Meldungen zu Kindeswohlgefährdungen eingegangen. Das sind 480 mehr als noch 2010 - ein Plus von 5,3 Prozent.

Die meisten dieser Meldungen, nämlich 81 Prozent, kommen von der Polizei. Hauptursache für solche Anzeigen sind laut dem jüngsten Kinderschutzbericht, den der zuständige Wandsbeker Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) am Donnerstag vorgestellt hat, Straftaten (40 Prozent). Es folgen häusliche Gewalt (20 Prozent) und Vernachlässigung (15 Prozent).

Deutlich gestiegen ist die Zahl der Inobhutnahmen. Sie wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 923. Hauptgrund dafür ist in der gestiegenen Zahl von minderjährigen Flüchtlingen zu sehen, welche auf der Straße aufgegriffen werden. Die Zahl aller gemeldeten Anliegen an die Jugendämter ist dagegen mit 28 617 nahezu unverändert geblieben. "Es zeigt sich ein stabiles Lagebild. Entwarnung kann aber nicht gegeben werden", sagte Ritzenhoff vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse. Er betonte, über tragische Einzelfälle wie etwa Chantal lasse sich nichts aussagen. Es gehe in dem Bericht nur um Statistik.

Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) sagte, dass die Zahlen des Berichts aus seiner Sicht zeigten, dass es richtig gewesen sei, das Personal in den Allgemeinen Sozialen Diensten der Jugendämter seit Anfang dieses Jahres besser zu bezahlen und freie Stellen immer sofort nachzubesetzen. Außerdem habe die Behörde mit den sozialräumlichen Hilfen und Angeboten neue Möglichkeiten geschaffen, um noch mehr Familien unterstützen zu können, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Ob und wie sich die diesjährigen Maßnahmen auswirken, wird erst der Kinderschutzbericht im kommenden Jahr aufzeigen.