Hamburg. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat vor vorschnellen Urteilen im Fall des elfjährigen Pflegekindes Jeremie gewarnt. "Es muss jetzt geprüft werden, ob die Unterbringung in einem Zirkus die richtige Lösung ist", sagte Scholz im Jahresabschluss-Interview mit dem Fernsehsender Hamburg 1 und dem Abendblatt. Bei der Frage der Unterbringung müsse allerdings bedacht werden, dass viele Einrichtungen es abgelehnt hätten, den Jungen aufzunehmen.

Scholz zeigte sich skeptisch, ob die Kosten in Höhe von 7400 Euro monatlich für Unterbringung und Betreuung des Jungen Steuerzahlern "erklärbar" seien. "Deshalb ist es sinnvoll, das alles zu untersuchen", sagte der Bürgermeister. Die staatlichen Maßnahmen müssten "pädagogisch nötig, sinnvoll und hilfreich" sein. Andererseits müsse aber auch darauf geachtet werden, dass die Kosten nachvollziehbar blieben.

Auch am Donnerstag blieb der Junge verschwunden. Weder bei der Polizei noch beim Jugendamt Mitte, das die Vormundschaft für Jeremie hat, gab es gestern eine Spur zu dem Elfjährigen, wie Behördensprecher mitteilten. Er ist seit 16 Tagen verschwunden, wird im Umkreis seiner leiblichen Familie vermutet. Nach einem Termin beim Familiengericht St. Georg hatten die Behörden sich noch am Dienstag zuversichtlich gezeigt, dass die Großeltern Jeremie in Behördenobhut geben würden.