Überseequartier wird voraussichtlich weitere zwei Jahre später fertiggestellt. Einer der Investoren aus dem Übersee-Konsortium steigt aus.

Hamburg. Es soll das Herzstück der HafenCity werden, doch die Fertigstellung stockt seit Jahren, und nun gibt es einen weiteren herben Rückschlag für das Überseequartier: Einer der drei Investoren aus dem Übersee-Konsortium steigt aus dem Projekt aus. Wie die städtische HafenCity GmbH dem Abendblatt auf Anfrage bestätigte, wird sich die niederländische ING Real Estate Bank zum Dezember komplett zurückziehen. Die ING sollte vor allem den Einzelhandel im Überseequartier entwickeln.

"Es wird nach einem neuen Partner gesucht, und wir sind da auf gutem Weg", sagt HafenCity-Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg. Brancheninsider gehen allerdings davon aus, dass sich die Realisierung des gesamten Quartiers noch einmal um mindestens zwei weitere Jahre verzögern könnte. Ursprünglich war die Fertigstellung für dieses Jahr geplant - rechtzeitig zur Eröffnung der neuen U 4 in dieser Woche.

Das Konsortium aus den beiden niederländischen Unternehmen ING Real Estate und SNS Property Finance sowie dem deutschen Projektentwickler Groß&Partner hatte 2005 vom Senat den Zuschlag zur Entwicklung des Überseequartiers erhalten. Mit 16 architektonisch eigenständigen Gebäuden sollte es in einem Stück gebaut werden. In den unteren zwei Etagen sind Einzelhandelsflächen geplant, darüber im Nordteil Wohnungen; im Südteil, wegen möglicher Abgasbelastungen vom nahe gelegenen Kreuzfahrtterminal eher Büros.

Der Nordteil ist seit 2010 weitgehend fertiggestellt. Für den Südteil rechnet die HafenCity GmbH inzwischen mit einer notwendigen Investition von bis zu 650 Millionen Euro. Doch seit der Finanzkrise mag offensichtlich keine einzelne Bank mehr ein solches Risiko eingehen.

Schon im Sommer dieses Jahres wurde deutlich, dass die Finanzierung des Südabschnitts problematisch werden könnte. Noch steht dort kein einziges der acht geplanten Gebäude, lediglich die Baugrube für eine Tiefgarage ist zu sehen. Die Verspätung hat auch Folgen für die Geschäfte im schon fertiggestellten Nordteil.

Dort gibt es rund 10.000 Quadratmeter Einzelhandelsflächen. Im Südteil waren 50.000 Quadratmeter geplant - das entspricht der Fläche von mehr als zwei großen Ikea-Kaufhäusern. Weil die Geschäfte im Südteil weiter fehlen, gilt eine Lage im Nordteil als schwierig für die Händler - "es fehlt der Lauf", heißt es in der Branche. HafenCity-Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg, der sonst gern viel Optimismus ausstrahlt, formuliert es so: "Der Nordteil hängt etwas, weil sich noch nicht die kritische Masse bilden konnte."

Nun hofft Bruns-Berentelg auf die Eröffnung der U-Bahn-Linie 4 am 29. November. "Die U 4 ist ein wichtiger Impulsgeber, das spüren wir in den Gesprächen sehr intensiv." Zudem setze die HafenCity GmbH darauf, dass das neue Kreuzfahrtterminal samt einem großen Hotel, die Teil des südlichen Überseequartiers sind, von einem neuen Investorenkonsortium früher als bislang vorgesehen realisiert wird. Ebenfalls, um dem Gesamtvorhaben "Impulse" zu geben. Bruns-Berentelg: "Eine Entscheidung dazu wird es 2013 geben, 2014 wird gebaut."