Der Ausbau der Velorouten in Hamburg stockt. Fraktion will in der Bezirksversammlung Wandsbek für bessere Radwege kämpfen.

Hamburg. Der Hamburger Radfahrer hat derzeit wenig zu lachen: Der vom Senat versprochene Ausbau der Velorouten stockt, wie jüngst eine Anfrage der Grünen in der Bürgerschaft ergab. Und im Bezirk Wandsbek erstellte die FDP jetzt eine lange Mängelliste. In einem Antrag für die heutige Bezirksversammlung fordert sie Abhilfe.

"Die Velorouten sind nicht beschildert und kaum als solche zu erkennen", sagt Wandsbeks FDP-Fraktionschef Klaus Fischer. "Die Querung von Hauptstraßen ist oft nur unter großen Schwierigkeiten möglich. Und in der Bevölkerung bekannt gemacht und beworben werden die Routen praktisch gar nicht." Immer wieder müssten sich Radler auch von Kopfsteinpflasterstraßen durchschütteln lassen.

Doch Hamburg ist nicht Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt finden Radfahrer nahezu ideale Bedingungen vor (das Abendblatt berichtete): Farbmarkierungen auf den Kreuzungen der Hauptverkehrsstraßen, Radwege, die wie Zweirad-Highways vom Zentrum in die Peripherie führen. Dabei waren die Ziele des Hamburger Senats auch einmal durchaus ambitioniert: Bis 2015 sollte der Anteil der Radler am Gesamtverkehr von jetzt zwölf auf 18 Prozent steigen. Davon hat sich der Senat offiziell verabschiedet. Das 18-Prozent-Ziel steht zwar noch, das Jahr 2015 wurde allerdings gestrichen. In den Haushaltsberatungen der Bürgerschaft erklärte der Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), Andreas Rieckhof, dass der Ausbau der Velorouten "kein Investitionsschwerpunkt" sei. Das Augenmerk gelte den Busbeschleunigungsspuren. "Es tut sich wahnsinnig wenig bei den Radwegen", sagt der Grünen-Verkehrsexperte in der Bürgerschaft, Till Steffen. Hauptgrund seien die"zersplitterten Zuständigkeiten": Bezirksämter, Wirtschaftsbehörde, Polizei und die Verkehrsdirektion der Innenbehörde arbeiteten mehr gegen als miteinander. "Der passive Widerstand der Verkehrsdirektion gegen die Förderung von Radwegen ist schon legendär", sagt Steffen.

"Wir fordern eine Rückkehr zur ursprünglichen Strategie", sagt der Wandsbeker FDP-Mann Klaus Fischer. Die sah den Ausbau der Velorouten samt Beschilderung und Bewerbung vor.

Zumindest vor Ort stößt er damit auf verhaltene Zustimmung der Regierungspartei: Die Wandsbeker SPD-Fraktionschefin Anja Quast findet den FDP-Antrag "ganz schön" und will ihn in den Verkehrsausschuss überweisen. "Dort werden wir einen Referenten aus der BWVI einladen und versuchen zu ermitteln, warum es nicht recht vorangeht." Ähnlich äußerte sich die Wandsbeker Grünen-Fraktionschefin Susanne Zechendorf.