Das Berufsförderungswerk baut 160 von 300 Stellen ab und gibt das 30.000-Quadratmeter-Gelände in Farmsen-Berne auf.

Farmsen-Berne. Das Berufsförderungswerk (BFW) in Farmsen-Berne steht vor neuen Einschnitten. Von rund 300 Stellen sollen etwa 160 abgebaut werden, nur 30 von ihnen durch sogenannte natürliche Fluktuation. Derzeit verhandeln Geschäftsführung und Betriebsrat über einen Interessenausgleich. Ein Sozialplan soll folgen.

Das BFW sitzt auf einem Berg von gut 25 Millionen Euro Schulden. Das antwortete der Senat auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft. Der Senat musste im August schon mit einem Sofortdarlehen von 4,55 Millionen Euro die Insolvenz abwenden. Das BFW ist eine gemeinnützige GmbH, alleiniger Gesellschafter ist die Stadt.

"Wir müssen unser Angebot der gesunkenen Nachfrage anpassen. Und die jetzt vorzunehmende Neuausrichtung muss sitzen", sagt der seit Juni amtierende, neue BFW-Geschäftsführer Jens Mohr. Der Betriebsratsvorsitzende Gerd Labusch: "Die Leute, die gehen müssen, sollen in einer Beschäftigungsgesellschaft eine Zukunft aufbauen können. Aber die Leute, die bleiben, brauchen eben auch eine Perspektive." Das Durchschnittsalter der Festangestellten beim BFW liegt deutlich über 50 Jahren, viele von ihnen sind länger als 15 Jahre im Betrieb und praktisch unkündbar. Für den Sozialplan des BFW werden derzeit etwa 7,5 Millionen Euro veranschlagt. Viele junge Kräfte, die nur befristet beschäftigt waren, müssen ohne Abfindung gehen.

Zugleich wird das BFW auch 30 000 Quadratmeter Grund und Boden samt Gebäuden am Standort Farmsen-Berne abgeben. Die Ausbildungs- und Verwaltungsgebäude hinter den Reihenhäusern der Gartenstadt an der August-Krogmann-Straße sollen verkauft, abgerissen und für Wohnungsbau genutzt werden. Zudem werden am Berner Heerweg die beiden Appartementhäuser aus dem Internatsbetrieb verkauft. Sie bleiben erhalten und sollen an Handwerker vermietet werden, die auf Montage in der Stadt sind.

Mit den Verkäufen werden die Verbindlichkeiten reduziert. "Unsere Darlehensgeber sind keine Banken, wir haben da größere Spielräume und können verhandeln", sagt Mohr. Bei der Rentenversicherung, Berufsgenossenschaft und beim Bundesarbeitsministerium werden keine Entschädigungen für zu früh getilgte Darlehensteile fällig, auch hofft das BFW auf Nachverhandlungen bei den Zinssätzen, die am Kapitalmarkt stark gesunken sind. "Wir werden unsere Darlehen bedienen können", sagt Mohr.

Hauptgrund der Krise des BFW sind erstarkte private Wettbewerber in einem geöffneten Markt: Das BFW muss sein Personal nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlen, die privaten Wettbewerber können klar darunter bleiben. Und das BFW muss begleitend zur Umschulung einen medizinischen Dienst, einen psychologischen und einen sozialpädagogischen Dienst vorhalten, den private Anbieter nur in Bedarfsfällen hinzuziehen müssen.

"Das macht die Konkurrenz billiger", sagt Mohr. Weitere Faktoren, die den Rückgang der Schülerzahlen zur Folge hatten, seien der derzeit gute Arbeitsmarkt und der demografische Faktor. "Die geburtenstarken Jahrgänge haben die 40 überschritten", sagt Mohr.

Das neue Konzept sieht vor, sich auf Umschüler zu konzentrieren, die das Angebot der ausbildungsbegleitenden Dienste auch brauchen. "Da haben wir ein Alleinstellungsmerkmal", sagt Mohr. "Den Maurer, der wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann, kann auch der Wettbewerber umschulen. Wir müssen uns auf die schwierigeren Fälle konzentrieren, bei denen vielleicht auch eine psychologische Hilfestellung nötig ist oder eine Mehrfachbehinderung vorliegt." Die Palette der angebotenen Ausbildungen soll von 25 auf 20 Berufe schrumpfen. Ende 2014 werde der Anpassungsprozess beendet sein. Noch im Herbst soll das neue Konzept Senat und Bürgerschaft vorgestellt werden.

"Wer jetzt eine zweijährige Ausbildung begonnen hat, wird sie aber auf jeden Fall bei uns beenden können", sagt Mohr. Das immer noch für 1500 bis 2000 Schüler ausgelegte BFW hatte schon zwischen 2003 und 2007 die Zahl seiner Mitarbeiter praktisch halbieren müssen.

Von den knapp 2000 Umschülern im Jahr 2003 sank die Schülerzahl auf unter 900 im Jahr 2007. Zurzeit sind es etwa 800. Für 2014 werden nur noch gut 600 Umschüler erwartet. Mit dieser Zahl will das BFW jetzt mittel- bis langfristig planen.