Ehemaliger Baudezernent Arne Dornquast übernimmt heute die Leitung des Bezirksamts Bergedorf und damit den “schönsten Arbeitsplatz“.

Bergedorf. Wie ein klassisches Büro sieht der große Raum im Bergedorfer Rathaus wirklich nicht aus. Kein Wunder, schließlich ist er als solches auch nicht gedacht gewesen. Als Herrenzimmer diente er in der 1897 gebauten Fabrikantenvilla ursprünglich. Bis das Haus zum Rathaus wurde. Heute sitzt hier der Chef des Bezirksamts an seinem Schreibtisch in einem großzügigen Erker. Die Wände um ihn herum sind holzverkleidet, auf den Dielen liegen große Teppiche. Eine massive Tür führt direkt in den Spiegelsaal nebenan. Und in kleinen Erkern stehen Sitzgruppen, die eher schön anzusehen sind, als dass sie genutzt werden. "Ich werde den schönsten Arbeitsplatz aller Bezirksamtsleiter haben", sagt Arne Dornquast (SPD), als er an den großen, runden Besprechungstisch bittet.

Noch ist dieser außergewöhnliche Raum leer, schließlich übernimmt der Sozialdemokrat Dornquast erst heute Mittag offiziell die Geschäfte als Amtsleiter in Bergedorf. Er folgt Christoph Krupp, der seit März Chef der Senatskanzlei ist. Der groß gewachsene Mann mit dem gewinnenden Lächeln, dem Dreitagebart und der Brille arbeitete bisher als Baudezernent in Bergedorf. Gleichzeitig war er Regionalbeauftragter für die Vier- und Marschlande.

Somit sind ihm so einige Themengebiete seiner künftigen Arbeit bereits wohl bekannt. Ebenso wie viele Kollegen. "Doch als Gesamtverantwortlicher aufzutreten, das wird für mich jetzt erst einmal die große Veränderung bedeuten", sagt der 46-Jährige. "Künftig bin ich die letzte Instanz, und wie sich das anfühlen wird, das kann ich noch nicht sagen." Und nicht nur das: "Jetzt bin ich für zusätzliche Themengebiete verantwortlich, für die ich bisher nicht zuständig war." Ein Team von 600 Mitarbeitern muss er führen. "Ganz zu schweigen von der öffentlichen Rolle, die ich jetzt hier im Bezirk einnehmen werde."

Dornquast freut sich auf den neuen Job, scheint es nicht erwarten zu können, endlich alles anpacken zu können. "Wir haben viele wichtige Aufgaben zu erledigen." Da gebe es etwa das Thema Wohnungsbau. "Wir haben uns vorgenommen, pro Jahr 600 Wohnungen zu genehmigen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, für das wir hart arbeiten müssen", sagt er. Das Wohnungsbauprogramm, das der Bezirk im Herbst aufgelegt habe, sei bei Investoren gut angekommen. "Nun heißt es, die Vorgaben gemeinsam umzusetzen."

Auf die Bergedorfer Innenstadt wolle er ebenfalls, genau wie sein Vorgänger, einen Blick haben. "Wir haben sie in den vergangenen Jahren Stück für Stück umgebaut und belebt. Nun ist es wichtig, den positiven Impuls zu erhalten und zu verstärken." Das Einzugsgebiet für die Bergedorfer Innenstadt umfasse rund 300 000 Menschen. "Jetzt gilt es den Leuten klarzumachen: Wenn du Geld ausgeben willst, komm nach Bergedorf." Und schließlich liegt Dornquast Lohbrügge am Herzen, die andere Seite der Bergedorfer Innenstadt. "Auch dieser Bereich muss attraktiver werden", sagt der neue Amtsleiter. So solle im kommenden Jahr der Lohbrügger Markt modernisiert werden.

Auch die Bauarbeiten an der Lohbrügger Seite des Bergedorfer Bahnhofs werden ihren Abschluss finden. 2013 soll dann die Fußgängerzone, die an die von Bergedorf anschließt, erneuert werden. Wenn Dornquast von seinen Plänen spricht, spürt man die Begeisterung, die er für den Bezirk hegt. Kein Wunder, schließlich ist er eng mit der Region verbunden. "Durch einen Wink des Schicksals bin ich hier geboren", sagt Dornquast. Aufgewachsen sei er dann aber in Horn. Nach dem Abitur studierte er Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin, bevor er 1989 in Wandsbek in der Stadtplanungsabteilung seinen Dienst antrat.

Seit 2004 ist Dornquast zurück in Bergedorf, leitete die vergangenen sechseinhalb Jahre das Baudezernat. Seine Heimat ist allerdings das benachbarte Wentorf in Schleswig-Holstein. "Von dort kommt meine Frau Sabine, deshalb leben wir da schon seit 1996." Luftlinie liege sein Haus aber gerade einmal 2,5 Kilometer von seinem neuen Büro entfernt, so Dornquast, dessen einziger Sohn Niclas in Münster studiert.

Das imposante Büro will der neue Amtsleiter ab morgen Nachmittag Stück für Stück beziehen. Dornquast freut sich auf den Moment, an dem er das erste Mal an dem Schreibtisch am Fenster mit Blick auf den amtseigenen Garten sitzt. Einen kleinen Nachteil habe dieser Raum allerdings, sagt der neue Bezirkschef mit einem Lachen.

"Ich werde hin und wieder meinen Platz räumen müssen, der Raum ist bei Filmteams nämlich sehr beliebt." Wenn er dann zum Chefarztraum oder Richterzimmer umfunktioniert werde, würde er sich lieber zurückziehen. Um in einem Ausweichzimmer die Entwicklung Bergedorfs weiter voranzutreiben.