Sammelduschen ade. An der Horner Rennbahn entsteht Hamburgs größte und modernste Jugendherberge. Gestern wurde Richtfest gefeiert.

Horn. "Zerschmett're Glas, du nun im Grund, geweiht sei dieses Haus zur Stund'!" Und zack - da klirrt's. Mit ordentlichem Schwung hat Wolfgang Horn gerade seinen Schnapsbecher gegen eine Betonwand geworfen.

Horn, 62, ist Polier auf der Baustelle des Neubaus der Jugendherberge an der Horner Rennbahn - und seit gestern quasi deren Taufpate. Gestern nämlich feierten Horn und seine Kollegen dort Richtfest, natürlich nicht ohne einen Tropfen Hochprozentiges auf den nun fertiggestellten Rohbau zu trinken, an dem sie seit März 2010 arbeiteten. Mit dem Richtfest rückt eine große Projektverwirklichung näher: Noch bis Ende September wird die bisherige Jugendherberge zu Hamburgs größter und modernster ihrer Art umgerüstet.

Der Neubau und die Renovierung des Altbaus kosten 8,8 Millionen Euro. Das Geld kommt vom Herbergs-Landesverband Nordmark und aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes. 98 Zimmer (statt zuvor 61) und 400 Betten (statt früher 269), darunter auch Etagenbetten, - damit soll die erweiterte Rennbahn-Herberge auftrumpfen. "Doch geht es uns nicht allein darum, zu wachsen", sagt Haus-Leiter Alexander Kula, 41. Er ergänzt: "Vielmehr ist uns Modernisierung wichtig: Wir wollen weg vom funktional-spartanischen 60er-Jahre-Charme, hin zu einem attraktiven Urlaubs- und Erlebnisort auf der Höhe der Zeit."

Im Klartext bedeutet das: Etagenklos und Sammelduschen sind in der Jugendherberge an der Horner Rennbahn bald Geschichte. Dafür laden in Zukunft moderne Bäder in jedem Zimmer, technisch auf den letzten Stand gebrachte Empfangs-, Fernseh- und Lesezimmer, Kurs-, Spiel- und Freizeiträume zu eindrucksvollen Gruppenerfahrungen ein. "Gruppen - besonders Seminare, aber freilich auch Familien und Schulklassen - sind übrigens unsere bevorzugte Zielgruppe, vor allem, wenn sie etwas Abstand vom Innenstadt-Trubel suchen", sagt Alexander Kula. "Die Gemeinschafts-Atmosphäre ist das, was uns von anderen Gasthäusern unterscheidet." So sei die Jugendherberge im Unterschied zum Hostel keine "reine Übernachtungsmaschinerie" und im Gegensatz zum Hotel weitaus günstiger (etwa 20 Euro pro Nacht mit Frühstück), auch wenn sie sich mit Letzterem laut Kula "bezüglich des Komforts schon messen lassen" könne. Komfort zu genießen, das wird ab Herbst auch auf der Panorama-Dachterrasse mit Blick auf die Rennbahn möglich sein.

Die Terrasse ist der architektonische Glanzpunkt des viergeschossigen Neubaus, dessen andere Seite zum Altbau hin ausgerichtet ist. "Eine große Glasfassade soll an dieser Stelle signalisieren: Hier ist Leben!", sagt Alexander Kula. Leben will der Herbergsvater im Übrigen nicht nur durch mehr Gäste in sein Haus bringen, sondern auch mit mehr Personal: "Wir planen fünf Neueinstellungen im Vollzeitbereich." Die Rennbahn-Herberge ist es also auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt wert, ein Gläschen auf sie zu heben.