55 Prozent der Befragten finden es schade, dass der Bürgermeister geht. Für seine Leistung bekommt er die Note 3,1. SPD weiter im Aufwind.

Hamburg. Er war über Jahre der mit Abstand beliebteste Politiker Hamburgs, seine Popularität sicherte der CDU nach dem Machtwechsel 2001 zweimal die Wiederwahl. Dieses hohe Ansehen, das Bürgermeister Ole von Beust (CDU) bei den meisten Hamburgern bislang genoss, hat auch durch seinen angekündigten Rücktritt kaum gelitten. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Psephos für das Hamburger Abendblatt sagten 55 Prozent der Befragten, dass sie den Rücktritt von Beusts bedauern. Nur jeder Vierte (25 Prozent) sagte: "Ich begrüße den Rücktritt." 13 Prozent war die Entscheidung gleichgültig, sieben Prozent waren unentschlossen oder machten keine Angabe. Psephos hatte am Montag und Dienstag dieser Woche in Hamburg 1005 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte befragt. Die Stichprobe gilt als repräsentativ.

Ole von Beust hatte am Sonntag angekündigt, dass er am 25. August zurücktreten werde. Zur Begründung hatte der 55-Jährige gesagt, er habe 32 Jahre als Politiker gearbeitet, sei viermal als Spitzenkandidat der Hamburger CDU ins Rennen gegangen und sei überzeugt, dass ein fünftes Mal "der politischen Vernunft widerspricht". Als seinen Nachfolger nominierte die CDU Innensenator Christoph Ahlhaus , 40. Er will sich am 25. August in der ersten Sitzung der Bürgerschaft nach der Sommerpause zur Wahl stellen.

Auffällig an der Bewertung des Rücktritts ist, dass sie unabhängig von der Bildung der Befragten ist. Ob Hauptschulabschluss, mittlere Reife oder Abitur - stets sagten exakt 55 Prozent, dass sie von Beusts Abgang bedauern. Lediglich die Zahl derer, die den Rücktritt begrüßen, differiert zwischen 23 Prozent (Abitur) und 28 Prozent (mittlere Reife).

Starke Unterschiede gibt es hingegen hinsichtlich der politischen Präferenz der Befragten: Während 80 Prozent der CDU-Anhänger unglücklich über die Demission ihrer Galionsfigur sind und nur neun Prozent den Schritt begrüßen, ist das Verhältnis bei Anhängern des grünen Koalitionspartners weniger deutlich: 48 Prozent der GAL-Wähler bedauern den Rücktritt, 26 Prozent begrüßen ihn, elf Prozent ist er gleichgültig. Bei den Oppositionsparteien SPD und Linke fällt die Bewertung naturgemäß entgegengesetzt aus. 49 Prozent der Wähler der Sozialdemokraten begrüßen von Beusts Abgang, 32 bedauern ihn. Bei den Linkspartei-Anhängern ist das Verhältnis mit 55 zu 22 Prozent noch deutlicher.

+++ Die Rücktrittserklärung von Ole von Beust +++

Trennt man die Umfrage nach Männern und Frauen, fallen ebenfalls Unterschiede ins Auge. So trauern 61 Prozent der weiblichen Befragten dem scheidenden Bürgermeister hinterher, während 21 Prozent seinen Rücktritt begrüßen. 18 Prozent ist das Thema egal, oder sie sind unentschlossen. Von den befragten Männern bedauern hingegen nur 48 Prozent, dass der Senat künftig nicht mehr von Ole von Beust geführt wird, während immerhin 30 Prozent den Abgang begrüßen und 22 Prozent keine Meinung haben. Nach Alter sortiert, fällt auf, dass von Beust bei den 35- bis 49-Jährigen am wenigsten Anhänger hat. In dieser Altersgruppe liegen diejenigen, die den Rücktritt begrüßen, mit 37 Prozent fast gleichauf mit denen, die ihn bedauern (40 Prozent). In allen anderen Altersgruppen schwankt hingegen das Bedauern zwischen 55 und 65 Prozent.

In der Gesamtbewertung seiner Amtszeit erhält Ole von Beust von den Befragten die Note 3,1. Vier Prozent beurteilen seine Leistung mit "sehr gut", 33 Prozent mit "gut", 38 Prozent mit "befriedigend", 15 Prozent mit "ausreichend", fünf mit "mangelhaft" und ein Prozent mit "ungenügend". Die Schwankungen fallen deutlich geringer aus als bei der Rücktrittsbewertung. Lediglich bei Trennung nach politischer Neigung variiert die Benotung zwischen 2,5 (CDU-Anhänger) und 3,8 (Linkspartei). Betrachtet nach Alter, Geschlecht, Beruf oder Bildung kommt am Ende immer eine Note zwischen 2,8 und 3,2 heraus. Hier überraschen nur einzelne Werte, die aber aufgrund der geringen Zahl der Befragten nur als Tendenz zu verstehen sind. So benoten 61 Prozent der Arbeiter von Beust mit "gut", aber nur 20 Prozent der Hausfrauen. Neun Prozent der über 65-Jährigen geben ihm eine glatte Eins, aber nur ein Prozent der 35- bis 49-Jährigen.

Deutlich ist die Tendenz bei der Sonntagsfrage: Würde jetzt in Hamburg gewählt, käme die SPD auf 41 Prozent gegenüber 34,1 bei der Bürgerschaftswahl 2008. Die CDU würden 35 Prozent wählen (2008: 42,6 Prozent). Die GAL käme auf zehn Prozent (9,6), die Linke auf sechs (6,4), die FDP auf vier (4,8). Während Schwarz-Grün (45 Prozent) keine Mehrheit mehr hätte, würde es für Rot-Grün (51) rechnerisch reichen.