Sorge von Eltern: Zentralabitur verhindere Ziele der Profiloberstufe, bei der Schulen eigene Schwerpunkte setzen könnten.

Hamburg. Die Kritik hat Schulsenator Ties Rabe alarmiert: Der SPD-Politiker sah sich gestern genötigt zu betonen, dass ein Hamburger Zentralabitur und die 2009 gestartete Reform der Profiloberstufe einander nicht widersprechen - seiner Ansicht nach. "Die Profiloberstufe wird durch die Ausweitung zentraler Aufgabenstellungen nicht abgeschafft", sagte Rabe.

Genau das ist jedoch die Sorge von Lehrern und Eltern. "Der Vorstoß des Senators ruft aus Lehrersicht Empörung hervor, weil die Entwicklungs- und Erprobungsarbeit für die Profiloberstufe zur Makulatur geworden ist", sagte Helge Pepperling, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes. Das Zentralabitur sei mit den Zielen der Profiloberstufe, bei der jede Schule ihre eigenen Lernschwerpunkte setzen könne, kaum zu vereinbaren. "Soll Hamburg zum Versuchsfeld für das Zentralabitur gemacht werden?", fragte Pepperling.

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Rabe argumentiert umgekehrt. "Wenn sich Eltern und Schüler sogar in ganz Deutschland gleiche Abiturstandards wünschen, dann kann es doch nicht richtig sein, dass das Abitur zurzeit nicht einmal zwischen Billstedt, Bergedorf und Blankenese vergleichbar ist", sagte Rabe. Schüler hätten einen Anspruch auf eine faire Abiturprüfung und eine hochwertige Schulbildung. "Deshalb brauchen wir künftig gleiche Prüfungsaufgaben in allen Fächern."

Die GAL-Bildungspolitikerin Stefanie von Berg unterstellt dem SPD-Politiker jedoch ein anderes politisches Kalkül: "Senator Rabe, der sich schon in der Vergangenheit als Gegner der Profiloberstufe gezeigt hat, will nun diese Arbeit zunichte machen." Die Schulen hätten "sehr viel Herzblut und Zeit" in die Entwicklung ihrer Profile gesteckt.

Walter Scheuerl, Sprecher der Elterninitiative "Wir wollen lernen" und Mitglied der CDU-Bürgerschaftsfraktion, rechnet mit dem Aus für die Profiloberstufe. "Eigenständig erarbeitete Profiloberstufen und Zentralabitur-Aufgaben sind zwei denklogisch entgegengesetzte Ziele und schließen sich aus - von Kompromisslösungen abgesehen", sagte Scheuerl.

Derzeit gibt es in Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache gleiche Aufgaben für alle im schriftlichen Abitur. Von 2014 an will Rabe die zentralen Aufgaben auf 18 Fächer ausweiten. Dadurch werde die Profiloberstufe nicht abgeschafft. Rabe: "Die Prüfungen beziehen sich in der Regel auf 50 Prozent des Unterrichts, sodass für Schwerpunkte im Unterricht noch genügend Raum bleibt."